Neue Kärntner Tageszeitung, 16. Januar 1999
Ilse Gerhardt
 
Mozart: "La Clemenza di Tito", Stadttheater Klagenfurt, Januar 1999
 
Mozarts "La Clemenza di Tito" im Stadttheater Klagenfurt
 
Festival der Frauenstimmen
 
Wenn man Caroline Grubers Inszenierung der Mozart-Oper "La Clemenza di Tito" im Stadttheater Klagenfurt sieht, versteht man nicht, warum dieses Werk ein mehr als 200 Jahre dauerndes Schattendasein geführt hat: So ideenreich, so temperamentvoll und faszinierend kann der "Tito" also sein, wenn sich die Regie um ihn kümmert. Zum Glück wird die Spätoper von Wolfgang Amadeus Mozart in italienischer Sprache gesungen. So bleibt dem Publikum der dickflüssige Schmalz der Texter Metastasio und Mazzola erspart. ****

Grubers "Tito" spielt irgendwann in Italien. Der Ausstatter Kurt Pint hat für die neue Drehbühne weiße, variable Bilder geschaffen, die durch ihre schlichte Architektur bestechen. Seine Kostüme allerdings sind zwar heutig, aber unkleidsam: Mode zwischen Krumpendorf und Peking. Das ist aber auch das einzig Negative an dieser Inszenierung. Carolinge Gruber versteht es offensichtlich, die Sänger zu motivieren und zu aktivieren. Dennoch wirkt nichts manieriert: Ein Kunststück, das selten gelingt. Es steht ihr aber auch ein grandioses Ensemble zur Verfügung. Jonas Kaufmann ist als Tito nicht nur eine jugendlich fesche Bühnenerscheinung. Auch sein Tenor ist gehaltvoll, leicht manövrierbar und klangschön. Keine Wünsche läßt auch der satte Baßbariton des "Publio" Tigran Martirosyan offen. Eine Stimme, die man gerne in größeren Rollen hören möchte.

Dann das Festival der Frauenstimmen: Maria Pia Piscitelli ("Vitellia") schafft die schweren Coloraturen ihrer Rolle zwar leise, aber mit Bravour. Ihr dramatischer Sopran dürfte dafür nicht geschaffen sein. Ein ausgesprochener Mozart-Sopran ist Bettina Jensen ("Servilia"), die Lieblichkeit und Weiblichkeit auch stimmlich transportiert. Mit ihrer schönen, alle Tiefen und Höhen gleichwohl erreichenden Altstimme gebührt Ute Döring ("Annio") gesonderter Applaus.

Bleibt noch die beste Leistung des Premierenabends: Gabriella Sborgi gab dem aus Liebe zum Verräter gewordenen "Sesto" Leben, Wut und Verzweiflung, setzte ihren Mezzo mit Emphase ein und schaffte jede Zerreißprobe. Dazu bot sie eine schauspielerische Leistung, wie sie in Opern nicht üblich ist.

Im Opernführer liest man, daß "Tito" zwischen "Don Giovanni" und "Zauberflöte" als erfolgloses Auftragswerk durchgefallen sei. In Klagenfurt allerdings wurde diese späte Mozart-Oper mit Bravorufen bejubelt.






 
 
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