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Bild, 04.11.2019 |
von: NATASCHA GOTTLIEB |
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Was der Star-Tenor bei seinem Jüngsten nun anders macht
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BILD traf Opernsänger Jonas Kaufmann in
der Münchner Oper |
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Den Walzer hat Weltklasse-Tenor Jonas
Kaufmann im Blut. „Auch wenn ich sonst alles aus der Tanzstunde von früher
längst verlernt habe“, sagt der Opernsänger im Interview mit BILD.
Der 50-Jährige hat gerade sein aktuelles Album „Wien“ mit den Wiener
Philharmonikern veröffentlicht und spricht im Interview über die Hauptstadt,
seine Familie, die Ehe mit Opernregisseurin Christiane Lutz (39) – und seine
Karriere.
BILD: Sie sind als Vater von vier Kindern – ihr
jüngster Sohn ist gerade sieben Monate alt – viel unterwegs. Nehmen Sie Ihre
Kinder möglichst viel mit auf Reisen, damit sie früh die Welt kennenlernen?
Jonas Kaufmann: „Ja, ich bin ein Viel-Reiser. Und auch wenn Kinder in
den ersten Jahren am liebsten mit Mama und Papa zusammen sind, egal wo,
kommt der Punkt, da brauchen sie ihre Verknüpfung. Ihre sozialen Kontakte.
DAS ist wichtig. Früher bin ich viel alleine um die Welt gezogen. Als ich
drei Monate in Chicago und auch mal in New York war, da waren die Kinder
natürlich dabei und sind dort zur Schule gegangen. Aber das müssen
Eintagsfliegen bleiben.“
Wie funktioniert das jetzt mit Baby?
Kaufmann: „Wir sind ja sowieso viel unterwegs. Aber ohne eine Nanny. Ich
war jetzt gerade Babysitter in Glyndebourne (England), wo Christiane gerade
inszeniert. Das Schöne am Beruf des Regisseurs ist ja, dass ein Großteil der
Arbeit zu Hause gemacht wird. Gespräche, Sitzungen mit Bühnenbildnern,
Kostümbildnern. Wir haben jetzt ein System, dass es zwei bis drei Mal im
Jahr eine Inszenierung gibt. Solange unser Sohn noch nicht in den
Kindergarten geht, ist das alles kein Problem.“
So viel
Spielraum gab es damals mit Ihren drei Kindern aus erster Ehe (getrennt
2014, Anm. d. Red.) nicht?
Kaufmann: „Ja. Ich kenne es auch
anders und deshalb habe ich das alles durchdiskutiert mit meiner Frau und
gesagt: ‚Es wird so und so sein.‘ Mit der Einschulung ist das dann aber auch
vorbei. Aber wer weiß überhaupt, was in sechs Jahren ist und wie es mir
geht. Wie groß meine Motivation ist, da noch das ganze Jahr durch die Welt
zu reisen. Vielleicht bin ich ja bis dahin so weit, dass ich sage, ich nehme
eine Professur an und ICH mache zwei Produktionen pro Jahr und bleibe
ansonsten zu Hause. Das wäre ja auch mal ganz schön.“
Wie
viel Raum nimmt die Musik im Familienalltag ein? Wird zusammen morgens im
Bad geträllert? Gibt’s Gute-Nacht-Lieder fürs Kind?
Kaufmann: „Die Stimme ist ein unglaublich tolles Mittel, Emotionen zu
transportieren. Und das spürt natürlich ein Kind. Ich höre immer Musik, auch
im Auto. Früher als Studenten sind wir ja noch mit dem Auto in den Urlaub
gefahren, dass habe ich vor zwei Jahren mit meiner Frau gemacht.“
Wo ging es hin?
Kaufmann: „Nach Neapel. Wir hatten
endlich mal genug Zeit für so einen Trip. Das war herrlich. Wir sind auf
Venedig zugefahren, Christiane kannte die Operette ‚Nacht in Venedig‘ nicht
wirklich gut. Ich hab gesagt: ‚Das musst du hören.‘ Wir haben laut Musik
angemacht und Tränen gelacht über diese krude Geschichte, die ja auch
wirklich sehr rührend ist. Ich bin ja ein großer Fan dieser Operette. Das
war vor 35 Jahren meine allererste professionelle Produktion in Regensburg.“
Wann waren Sie das letzte Mal in einer Disco?
Kaufmann: „Vor zweieinhalb Jahren mit meiner Tochter im ‚Pacha‘ auf Ibiza.
Keine Ahnung wer aufgelegt hat, aber es war sehr laut. Ich habe dann bis um
ein Uhr nachts geschlafen, da es ja erst um halb zwei Uhr losgeht.“
Warum haben Sie Ihr neues Album gerade „Wien“ genannt?
Jonas Kaufmann: „Meine Frau lebt seit 2000 dort und will das zu Recht
auch nicht aufgeben. Auch ich finde die Stadt wunderschön. Und unsere
Familie hat ein Feriendomizil am Achensee in Österreich. Schon mein
Großvater hatte seit 1965 einen Hof in Achenwald zu seiner Pensionierung
gekauft. Direkt nach der Pensionierung ist er leider gestorben, meine Mutter
hatte keinen Führerschein. Wir haben den Hof dann irgendwann aufgegeben,
haben aber immer noch eine Wohnung da.“
Das Album „Wien“ ist
also eine Hommage an Ihre Kindheit?
Kaufmann: „Ja, das ist
es. Unter der Woche durften wir ja nicht so viel fernsehen – das versuche
ich heute übrigens auch meinen Kindern so beizubringen – und so gab’s dann
viel österreichisches Fernsehen am Wochenende. Mit dem Kasperle, dem Petzi,
‚Am dam des‘. Ich habe als kleiner Bub dort Skifahren gelernt. Meine
Kindheit fand ganz viel in Österreich statt.“
Wenn Sie am
Ende des Tages noch einen Wunsch frei hätten, für ein Lied, das Sie noch
hören könnten. Welches wäre das?
Kaufmann: „Ich bin immer
wieder unglaublich berührt von dem Stück ,Soave sia il vento‘ aus ,Cosi fan
tutte‘ das hat mir schon als Student immer wieder die Tränen in die Augen
getrieben. Es sind nur zwei, drei Minuten Musik. Es ist unglaublich
geschrieben.“
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