Der Spiegel, 22. August 2015
Joachim Kronsbein
 
 
„Schlafen die? Sind sie tot?”
SPIEGEL-Gespräch Der deutsche Tenor Jonas Kaufmann ist ein begehrter und attraktiver Sänger. Erfolgsdruck spüre er nicht, behauptet er. Er will liefern, was verlangt wird.
 
Ein Sommerabend in Mailand. Vor dem Teatro alla Scala, einem der wichtigsten Opernhäuser der Welt, drängen sich herausgeputzte Menschen. In Italien ist eine Operngala noch Anlass für festliche Garderobe. Ausgerechnet ein Deutscher wird einen ganzen Abend lang Arien von Puccini singen. Das hat es hier noch nie gegeben. Doch bei Kaufmann, 46, geht es schon lange nicht mehr um seine Nationalität. Vor gut zehn Jahren hat sich Kaufmann auf den Weg an die Spitze gemacht, zurzeit ist er der erfolgreichste Tenor. Er singt in New York, London oder in seiner Heimatstadt München: Verdi, Wagner vor allem, und immer wieder auch Puccini. Die kurzfristig angesetzte Scala-Soirée war schnell ausverkauft. Der Abend wird aufgezeichnet. Die entsprechende CD, „Nessun dorma", hat die Firma Sony bereits in Rom mit dem Dirigenten Antonio Pappano produziert. Sie kommt am 11. September heraus. Kaufmann zu vermarkten ist einfach: Er sieht gut aus, kann hervorragend singen und wirkt sympathisch. Seine Tonträger sind Bestseller. Am Tag nach der Gala empfängt der Sänger, der mit seiner Frau, von der er getrennt lebt, drei Kinder hat, in einem Salon in der Scala. Gelb bezogene Möbel stehen darin, sie sehen aus, als wären sie aus abgespielten Inszenierungen. Kaufmann ist entspannt, er freut sich auf einige freie Tage. Er will segeln gehen.

SPIEGEL: Herr Kaufmann, wann war Ihnen zum ersten Mal bewusst, dass Sie ein Weltstar sind?

Kaufmann: Wahrscheinlich 2006 bei meinem Debüt an der Met als Alfredo in „La Traviata". Und natürlich, als ich meine erste Vorstellung hier an der Mailänder Scala 1999 gesungen habe, noch als Jaquino in Beethovens „Fidelio", das war sehr aufregend. Die Rolle ist ja vergleichsweise ein kleines Lämpchen, aber ich dachte, hier haben vor dir all die Großen wie Caruso, die Callas, Pavarotti gestanden und gesungen. Das ist schon beeindruckend. Es gibt viele solche Momente, in denen man erschrickt.

SPIEGEL: Sie haben auf die Weltkarriere hingearbeitet.

Kaufmann: Richtig. Wenn man nicht tief im Inneren darauf hoffen würde, dass man was reißt, würde man ja nicht all die Jahre arbeiten und studieren. Trotzdem kann man nicht wirklich mit dem Erfolg rechnen.

SPIEGEL: Und wenn er endlich da ist, herrscht nur noch Freude?

Kaufmann: Bei mir schon. Mich fragen manchmal Menschen, ob ich nicht den Druck spüre und die Verantwortung. Ehrlich gesagt: Nein, mir macht es einfach unglaublich viel Spaß. Gestern Abend zum Beispiel hier in der Scala.

SPIEGEL: Da haben Sie ein Soloprogramm nur mit Musik von Giacomo Puccini gesungen, am Ende jubelte Ihnen das Publikum stehend zu.

Kaufmann: Solche Abende genieße ich wahnsinnig, vor allem weil ich weiß, dass das Publikum in Mailand, sagen wir, wählerisch ist. Schließlich hat da ein Deutscher Puccini gesungen, quasi im musikalischen Herzen Italiens. Das ist hier nicht selbstverständlich.

SPIEGEL: Viele halten den Komponisten für oberflächlich.

Kaufmann: Für mich ist er einer der emotionalsten Komponisten überhaupt. Er hat es raus, wie man Gefühle in Musik packt. Dazu noch mit einem modernen Schmiss. Nicht umsonst wird seine Musik, das ist gar nicht abfällig gemeint, mit Filmmusik verglichen. Immer wenn ich im zweiten Akt von „Tosca" als Cavaradossi auf der Seitenbühne darauf warte, die Folterschreie loszulassen, denke ich bei der Musik, die da zuvor zu hören ist, an Motive aus den „James Bond"-Filmen oder an andere Musik aus Thrillern. Puccini malt Bilder mit Musik.

SPIEGEL: Es gibt das böse Bonmot des Komponisten Arnold Schönberg: Puccini ist der, der Lehär vorgeäfft hat.

Kaufmann: So ganz falsch ist das nicht. Der Operettenkönig Franz Lehär hat ziemlich viel so gemacht wie zuvor Puccini, etwa die Gesangsstimme durch die Streicher zu verdoppeln. Das hat vor Puccini niemand gewagt. Er spielt eben auf einer Tonleiter, die wir alle sehr gut verstehen. Nicht umsonst werden überall „Tosca", „La Bohème" oder „Manon Lescaut" aufgeführt. Er ist nicht so verkopft wie Wagner, bei dem es manchmal mehrere Anläufe braucht, bis man in sein System einsteigt.

SPIEGEL: Wie funktioniert das System Puccini?

Kaufmann: Das Interessante an ihm ist für mich, dass man seine Melodien, selbst wenn man sie fünfmal hintereinander hört, nicht überhat. Er weiß, welchen Knopf er drücken muss. Es ist ein bisschen wie beim Sex, den kann man ja auch mit Genuss wiederholen. Seine Musik hat etwas, das uns befriedigt. Wagner arbeitet zwei Stunden auf einen musikalischen Höhepunkt hin, Puccini hat in einer Oper gleich mehrere. So eine Arie wie „Nessun dorma" aus „Turandot", das ist Magie.

SPIEGEL: Gibt es Menschen, die gegen diese Art der musikalischen Erotik immun sind?

Kaufmann: Glaube ich nicht. Er bietet den schnellen Zugang, im Prinzip wie Popmusik, nur dass Popmusik sich schneller abnutzt.

SPIEGEL: Bedauern Sie, dass heute niemand mehr so volksnah komponiert?

Kaufmann: Ein heutiger Komponist würde sich wahrscheinlich schämen, im Stil der Vergangenheit zu arbeiten. Die Zäsur ist der Zweite Weltkrieg. Selbst die Spätwerke von Richard Strauss hatten das noch, diesen ...

SPIEGEL: Schmelz?

Kaufmann: Genau. Und nach dem Krieg ist es damit endgültig vorbei, da wird es dann hart, provokativ und so komplex, dass es für ungeübte Ohren schwierig wird.

SPIEGEL: Für Sänger eine undankbare Epoche.

Kaufmann: Weil der Effekt sich nicht einstellt. Bei meinem Puccini-Abend habe ich Arien aus seinen Opern „Edgar" und „Le Villi" gesungen, sehr schwere, aber unglaublich schöne Musik. Und weil die Arien so unbekannt sind, kommen sie beim Publikum auch nicht auf Anhieb an. Es ist große, leider verkannte Musik. Man muss das vielleicht öfter hören. So gibt es auch moderne Musik, die ihre Chance nicht bekommen hat. Für Opernhäuser ist das mit der Moderne schwierig. Sie geben manchmal Werke in Auftrag, die sind meist kein Erfolg. Man will und soll ja auch kein reines Museum sein. Aber: Die Menschen haben sich offenbar nicht so verändert, dass sie sich von einer sterbenden Kurtisane in „La Traviata" nicht immer noch so anrühren lassen wie zu Zeiten der Uraufführung vor 160 Jahren. Schauspieler sagen mir, dass sie uns Sänger beneiden, weil die Musik einen Emotionsteppich ausrollt. In einem Theaterstück hat man nur die Sprache, Sprechstimme, Gestik und Mimik. Gefühle zu erzeugen ist für Schauspieler viel schwerer als für Sänger.

SPIEGEL: Und Puccini singt sich, die technischen und stimmlichen Fähigkeiten vorausgesetzt, ohnehin wie von selbst?

Kaufmann: Seine Musik verführt dazu zu denken, dass in ihr schon alles drin ist, dass man nichts mehr dazu tun muss, dass man die Arien so runterdudeln kann. Nein, so ist es nicht. Nur in dem Moment, in dem man ehrlich ist und seine eigenen Gefühle mit reinbringt, ist Puccini das Maximum.

SPIEGEL: Und bei Giuseppe Verdi, dem anderen großen italienischen Opernmeister des 19. Jahrhunderts?

Kaufmann: Da ist es ganz anders. Verdi hat viel fragiler komponiert und das Orchester nicht annähernd so sinfonisch gestaltet wie Puccini. Ich meine jetzt vor allem den frühen und mittleren Verdi; da gibt es oft Stellen, wo das Orchester nur begleitende Figuren spielt und das Wesentliche vom Sänger kommen muss.

SPIEGEL: Hören Sie sich auf der Bühne beim Singen zu?

Kaufmann: Im Idealfall lernt man, das Singen so zu perfektionieren, dass es wie Sprechen ist. Ich denke auf der Bühne nicht daran, wie ich singe, sondern was ich singe. Jedes Wort ist mir wichtig, seine Bedeutung. Deshalb fällt es mir auch so schwer, russisches Repertoire zu singen. Ich beherrsche diese Sprache nicht.

SPIEGEL: Kennen Sie Unlust?

Kaufmann: Klar kenne ich das. Unlust darf man gar nicht erst aufkommen lassen. Die Karten sind verkauft. Ich sage nur manchmal etwas ab, wenn ich wirklich krank bin und die Stimme leiden würde, wenn ich aufträte. Das Schöne an unserem Beruf ist es, dass man selber von ihm verzaubert wird. Manchmal fühlt sich vor der Vorstellung nichts wirklich gut an, die Stimme, die Atmosphäre, was auch immer, und dann singe ich die ersten Töne, und das Negative ist wie weggeblasen. Herrlich.

SPIEGEL: Es gibt Kollegen von Ihnen, die vor Auftritten nicht sprechen und ihre Kinder mit Nachrichten auf Zetteln erziehen.

Kaufmann: Das ist nicht mein Konzept. Ich glaube, es bringt nichts, auf Sprechen zu verzichten, um noch drei Prozent mehr Leistung herauszuholen. Ich singe so, dass ich das Stück am Ende noch einmal von vorn singen könnte.

SPIEGEL: Wieso wirken die hohen Töne der Tenöre auf viele so unwiderstehlich?

Kaufmann: Ich habe nicht die geringste Ahnung. Dabei sind es die gleichen Töne, die auch ein Mezzosopran erreicht.

SPIEGEL: Was machen Sie da eigentlich abends, Kunst oder Kunststücke?

Kaufmann: Sagen wir so: Teil der Kunst ist das Entertainment. Oper gehört nun mal zur darstellenden Kunst, das heißt, sie ist auch Unterhaltung. Und mir ist klar: Wenn ich nicht liefere, was die Leute von mir erwarten, kann die Begeisterung leicht ins Gegenteil umschlagen.

SPIEGEL: Wie wollen Sie das Publikum und sich selbst auf diesem Niveau bei Laune halten?

Kaufmann: Es ist nicht immer einfach, aber ich versuche, meine Karriere so zu gestalten, dass ich mich nicht wiederhole, sondern noch Herausforderungen vor mir habe. Ich glaube, als Sänger oder überhaupt als Musiker sollte man begeistert sein von seinem Beruf. Man kann die Begeisterung nicht rational erzeugen. Die stellt sich nur ein, wenn man gefangen ist von der Musik, von der Atmosphäre auf der Bühne und im Saal, von allem eben. Im Opernbetrieb wird heute fünf Jahre im Voraus geplant. Da muss man sich eigentlich zu früh für künftige Partien entscheiden, von denen man noch nicht weiß, ob man sie in fünf Jahren überhaupt singen kann oder will.

SPIEGEL: Wie wählen Sie aus?

Kaufmann: Ich berate mich mit Freunden und meinem Management, letztlich entscheide natürlich ich. Es ist ja nicht die Rolle allein, es geht auch ums Umfeld. Wenn es eine schwere Partie ist, muss ich schauen, was ich zu der Zeit noch auf dem Plan habe, es muss alles zueinanderpassen. Es muss auch etwas Entspannendes dabei sein, damit ich meine Energie nicht in einem Projekt verpulvere. Es ist ein ziemlich kompliziertes Konstrukt, was man da nach und nach aufbaut. Ich will ja noch möglichst lange singen.

SPIEGEL: Andere Sänger sind da nicht so sorgsam.

Kaufmann: Es gibt Kollegen, die wollen gar nicht gefragt werden, die wollen, dass ihnen ihre Agentur den Kalender füllt, und die arbeiten die Termine ab. Das kann ich nicht verstehen. Ich bin Gott sei Dank inzwischen in der Lage, selbst auf ein Opernhaus zuzugehen und ein Projekt vorzuschlagen, das ich machen möchte. Ich schlage denen auch andere Sänger, den Dirigenten und den Regisseur vor. Das kostet Zeit, erhöht aber die Chance, dass es am Ende auch allen Spaß macht.

SPIEGEL: Was ist ein perfekter Opernabend für Sie?

Kaufmann: Der „Parsifal" in New York 2013 war perfekt. Obwohl es am Anfang überhaupt nicht so aussah.

SPIEGEL: Warum?

Kaufmann: Na ja, den kanadischen Regisseur Francois Girard, eigentlich ein Kinomann, habe ich ein Jahr vor der Premiere getroffen, da hat er mir sein Konzept erklärt, zum Beispiel sprach er von den Frauen im ersten Akt. Ich war perplex und fragte: „Welche Frauen?" Im ersten Akt gibt es bekanntlich außer Kundry keine. Dann sprach Girard von einem großen Fluss voller Blut, der die Wunde von Amfortas symbolisiere und so weiter. Und ich habe natürlich geglaubt, dass ...

SPIEGEL: ... dabei nur Quatsch herauskommen könne.

Kaufmann: Oft denken ja Regisseure, sie müssten immer noch etwas dazubasteln, weil sie glauben, das Publikum werde sich sonst langweilen. Deshalb war mir etwas mulmig. Es war dann am Ende bei Girard alles so ästhetisch, hatte Kraft und Ruhe. Es wurde für mich die perfekte Opernproduktion. Dann gibt es natürlich einzelne Abende, die herausragen. Das passierte bei meiner ersten „Tosca"-Serie in London zum Beispiel. Da wurde die vorgesehene Sängerin krank, und Martina Serafin sprang als Tosca ein. Die hat so schön gesungen, dass ich mit offenem Mund danebengestanden habe. Das sind Momente, da denkt man nur noch, ich erlebe gerade eine Sternstunde.

SPIEGEL: Sind Sie leicht zu führen als Darsteller?

Kaufmann: Ich bin schon von etwas zu überzeugen, aber nicht so schnell, das muss ich zugeben. Ich habe die unangenehme Angewohnheit zu fragen, wie das alles gemeint ist. Das wird von manchen Regisseuren falsch verstanden als Querulantentum. Aber wenn ich nicht den Sinn von etwas kenne, kann es nachher in der Vorstellung auch nicht richtig aussehen. Ich war immer schon so, ich wollte alles wissen, auch als ich noch nicht berühmt war. Ich diskutiere lieber vorher, als aus einer Produktion in der Probenphase auszusteigen.

SPIEGEL: Selbst bei der berüchtigten „Entführung aus dem Serail" in Salzburg von 2003 nicht.

Kaufmann: Da bin ich geblieben, obwohl das alles sehr überfrachtet war und die Dialoge umgestellt worden waren. Das Publikum hatte keine Chance durchzusteigen. Wir Sänger hatten uns von der Begeisterung des Regisseurs mitreißen lassen und gar nicht gemerkt, was wir den Leuten da zumuten.

SPIEGEL: Die Reaktionen waren verheerend.

Kaufmann: Ich kann ja verstehen, dass das Publikum buht am Schluss, dass es seinen Unmut artikuliert, alles in Ordnung, damit muss man rechnen. Aber dass man während einer Vorstellung angefeindet wird? Die Leute haben mitten in eine Gesangsnummer hineingeschrien: „Hört doch auf! Das ist Scheiße! Schluss! Geht nach Hause, ihr Pisser!" Eine Arie wurde dreimal unterbrochen. Es war respektlos, es war eine Bashing-Mentalität, ein Shitstorm live. Die Leute sind gekommen, um einen Skandal zu erleben. Die Intendanz hätte bei den Proben eingreifen und dem damals unerfahrenen, heute sehr erfolgreichen Regisseur Stefan Herheim unter die Arme greifen müssen.

SPIEGEL: In einer Vorstellung hat es Ihnen dann gereicht.

Kaufmann: An dem Abend habe ich mir erlaubt, auf der Bühne zu sagen: „Es steht jedem frei, nach Hause zu gehen." Da war ich natürlich der Buhmann. Eine italienische Zeitung schrieb danach sogar, ich hätte das Publikum bepöbelt.

SPIEGEL: Ist eine kontroverse Publikumsreaktion am Ende nicht sogar stimulierender als 30 Sekunden liebloser Beifall?

Kaufmann: Es gibt Länder, in denen ist 30 Sekunden Beifall schon viel. Im Ernst: Es gibt unterschiedliche Mentalitäten. Es gibt ein Publikum, das während der Aufführung völlig still ist. Bei keiner Arie wird geklatscht, bei nichts. Man denkt, sind die jetzt alle nach Hause gegangen? Schlafen die? Sind sie tot? Und am Ende kommt eine Welle der Begeisterung, dass man es nicht glaubt. Ich kann mich inzwischen glücklich schätzen, dass die Reaktionen auf meine Darbietungen durchweg positiv sind, um es vorsichtig auszudrücken. Ich war im Frühsommer in Japan und Korea. Und in Korea komme ich raus, und die Leute jubeln und schreien wie bei einem Popkonzert. Ich hatte vom asiatischen Publikum eher Zurückhaltung erwartet.

SPIEGEL: Wann ist für Sie Schluss?

Kaufmann: An dem Tag, an dem ich keine Lust mehr habe. Diesen Tag fürchte ich. Aber ich hoffe, dass ich durch gute Planung nicht dahin komme. Ich will nicht vorzeitig ausgebrannt sein.

SPIEGEL: Manche werden dann einfach Regisseur.

Kaufmann: So einfach ist das nicht. Aber ich kann mir das auch vorstellen, klar. Aber ich singe halt noch zu gern. Und man darf das auch nicht zu früh ankündigen, sonst fürchten die Regisseure, mit denen man arbeitet, man schaute ihnen auf die Finger.

SPIEGEL: Filmstar wäre auch eine Option.

Kaufmann: Na ja, das habe ich mal gesagt. Ich träume tatsächlich manchmal davon. So ein Operettenfilm, das „Weiße Rössl" etwa, dazu hätte ich schon Lust.

SPIEGEL: Ärgert es Sie, dass auch Künstler Erfolg haben, die nur mäßig begabt sind?

Kaufmann: Ja, das gibt es. Woran das liegt? Ich weiß es nicht. Im Popbereich, glaube ich, kann die Hälfte der zehn berühmtesten Sängerinnen nicht singen. Wahrscheinlich eine Marketingsache. Das Package aus Aussehen, Charisma und Werbung stimmt einfach.

SPIEGEL: Sie können sich weder über Ihr Aussehen, Ihr Charisma noch über die mangelhafte Vermarktung Ihres Talents beschweren. Hätten Sie wohl auch Erfolg, wenn Sie 1,65 groß wären, glatzköpfig und 98 Kilogramm wögen?

Kaufmann: Das denke ich doch. In der Klassik zählt hoffentlich die stimmliche Qualität am Ende immer noch mehr als das Gesamtpaket.

SPIEGEL: Herr Kaufmann, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.








 
 
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