Kurier, 03.10.2013
 
Ein Opernwestern zur besten Sendezeit 
 
Startenor Jonas Kaufmann singt ab Samstag in der Staatsoper in Puccinis "La Fanciulla del West". Der ORF überträgt live-zeitversetzt.
 

Auf diese Staatsopern-Premiere darf man gespannt sein. Jonas Kaufmann, Nina Stemme, Tomasz Konieczny singen in Puccinis selten gespielter „La Fanciulla del West“. Der ORF überträgt die hochkarätig besetzte Premiere des „Opernwesterns“, der eine dramatische Liebesgeschichte im Goldgräbermilieu Kaliforniens schildert, live-zeitversetzt am Samstag, 5. Oktober, ab 20.15 Uhr in ORF 2. Tenor Kaufmann im Gespräch.

KURIER: Herr Kaufmann, zuletzt mussten Sie Ihren Musikverein-Liederabend absagen. Was ist passiert?

Jonas Kaufmann: Nichts Gravierendes. Ich hatte einen Infekt, und die Ärzte haben mir geraten, nicht zu singen. Niemand sagt gern ab. Aber wenn man nicht ganz fit ist, senkt das die Qualität eines Abends, das wollte ich nicht. Außerdem war es auch im Hinblick auf die „Fanciulla“-Premiere richtig, meine Stimme zu schonen. Aber ich freue mich, dass wir den 1. Mai 2014 als Ersatztermin gefunden haben.

Stichwort „Fanciulla“: Sie haben den Dick Johnson bis dato noch nicht gesungen. Wo liegen die Herausforderungen?

Auch wenn diese Puccini-Oper nicht so bekannt ist wie andere Werke des Komponisten, ist sie großartig. Puccini hat ungemein reich an Farben komponiert, schildert das Milieu der Goldgräber extrem präzise. Für mich sind die stimmlichen Herausforderungen bei Weitem nicht so groß wie etwa für Nina Stemme, die die Minnie singt. Ich muss vor allem einen glaubhaften Charakter darstellen. Dick Johnson ist in Wahrheit ein Bandit, der zuerst nur an Minnies Geld will, sich aber in sie verliebt und in Sheriff Jack Rance einen Gegenspieler auch um Minnies Gefühle findet. Wenn man so will, kann man in der „Fanciulla“ eine umgekehrte „Tosca“ sehen. Wieder steht eine Frau zwischen zwei Männern, nur gibt es hier ein scheinbares Happy End für Tenor und Sopran.

Sie glauben nicht, dass die beiden ein neues Leben beginnen?

Ich habe ehrlich gesagt meine Zweifel. Denn Johnson ist in Wahrheit ein Mistkerl, der Minnie ja ständig belügt und hintergeht. Wie wahrhaftig diese Liebe dann wirklich ist, bleibt offen.

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum „Fanciulla“ so selten gespielt wird?

Vielleicht liegt es am Sujet, an diesem Goldgräber- und Westernmilieu. Das muss man szenisch erst einmal hinbekommen. Unser Regisseur Marco Arturo Marelli hat eine wunderbare Inszenierung mit uns erarbeitet. Für Ironie oder irgendwelche szenische Brechungen ist in dem Werk kein Platz. Man muss das Stück ernst nehmen, ohne in gängige Italo-Western-Klischees zu verfallen. Ich glaube, das ist Marelli sehr gut gelungen. Bei ihm geht es nicht um Cowboys oder Indianer, sondern um die Suche nach dem großen Gefühl, der großen Liebe und einem Platz im Leben. Puccini verhandelt da fundamentale Dinge, in wunderschöne Musik umgesetzt.

Sie haben heuer vor allem Werke der Jahresregenten Verdi und Wagner gesungen. War es schwierig, zwischen diesen beiden Giganten zu switchen?

Eigentlich nicht. Es hat unglaublichen Spaß gemacht. Aber ich gebe zu, es war vokal natürlich eine große Herausforderung. Wenn wir Sänger einen Vertrag unterschreiben, machen wir das ja Jahre im voraus. Ich habe bereits Anfragen und fixe Termine für 2019 ...

Wie plant man eigentlich so weit im Voraus?

Man muss auf seine Stimme hören und sich genau überlegen, welche Partien dann wohl gehen werden und welche eher nicht. Garantien gibt es aber dafür gar nicht.

Auf Ihrer neuen CD singen Sie Verdi-Arien, und zwar so ungefähr alles, was gut und teuer ist. Welche dieser Opern kommen noch auf der Bühne?

Als Nächstes kommt „La forza del destino“ im Dezember in München. Und irgendwann hoffe ich auf einen „Maskenball“. Der fehlt mir schmerzlich.

In München wurden Sie erst unlängst zum Kammersänger ernannt. Und Sie sind Fan des FC Bayern München ...

Natürlich schlägt mein Herz für diesen Verein, ich gehe auch sehr gerne mit meinen Kindern ins Stadion. Vor allem der mittlere Sohn ist ein echter Fußball-Experte.

Bayern hat vergangene Saison unter Jupp Heynckes das Triple, also Meisterschaft, Cup und Champions League, gewonnen. Was wird sich denn heuer unter dem neuen Trainer Pep Guardiola ausgehen?

Das Triple war Balsam auf die Seele, vor allem nach dem unglücklich verlorenen Finale dahoam. Zwei Wettbewerbe kann und wird Bayern wohl auch heuer gewinnen. Und natürlich habe ich auch gar nichts gegen einen neuerlichen Triple-Gewinn.












 
 
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