ARD, 3. Februar 2008
Titel, Thesen, Temperamente (ttt)
Neues deutsches Stimmwunder - der Tenor Jonas Kaufmann
Video
mit kurzen Ausschnitten aus La Traviata, London (mit Anna Netrebko)
 



Er ist der beste Tenor, den Deutschland zur Zeit zu bieten hat - Jonas Kaufmann. Mit Anna Netrebko singt er das Publikum um den Verstand. Nach der letzten Vorstellung von „La Traviata“ in London galoppiert er zum Interview mit der Starsopranistin, Anna Netrebko noch im Kostüm– Partystimmung!

Anna Netrebko: "Alle sagten mir: Du MUSST mit dem Kaufmann singen! Und es stimmt: Er ist einfach phantastisch!"

Kaufmann – wer ist dieser lachende Tenor, der im Ausland schon längst ein Star ist. Mit Pavarotti und Wunderlich verglichen wird. Den man aber bei uns nur selten gehört hat, obwohl er doch ein echter Bayer ist. Der lässig wie ein Popstar rüberkommt und trotzdem der Schwarm aller Schwiegermütter ist. Kaufmann: einer, der zunächst nur so zum Spaß sang...

Jonas Kaufmann: "Was gibt es Schöneres, wenn man aus seinem Hobby einen Beruf macht und damit noch richtig Geld verdient. Ist doch phantastisch!"

In der Tat nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass Kaufmann beinahe Mathelehrer geworden wäre! Seit Jahren schon singt er nun in den allerwichtigsten Häusern: von der New Yorker Met bis zur Mailänder Scala. Jetzt stellt er sich mit einer Solo-CD vor: "Romantische Arien". Natürlich schmelzen wir dahin – völlig unnötig, ihn auf dem Cover noch als Latin Lover zu vermarkten.

Jonas Kaufmann: "Das ist ja schön und nett und ich fühle mich geschmeichelt, wenn man das erwähnt, aber letztlich ist das nichts, was ich aus eigener Leistung erreicht habe. Das ist etwas, was man in mich hinein projiziert."

Aber er macht es uns auch leicht – er singt sie nicht nur - er lebt seine Rollen!

Jonas Kaufmann: "Diese ganzen Gefühle, die man da erzeugt, muss man letztlich auch in sich tragen. Obwohl das gar nicht mit Worten zu fassen ist, ist es irgendwo zwischen den Zeilen. Das liegt eben daran, dass die Stimme dieses… Es gibt dieses hochtrabende Wort: die Stimme ist der Spiegel der Seele. Im tiefsten Kern stimmt das."

Und weil man diese Echtheit bei Kaufmann spürt, stürmt das Publikum seine Vorstellungen. Weil seine Kunst unsere Sehnsucht nach Leidenschaft nährt, aber trotzdem Tiefe hat, weil er mehr ist als ein Schönling. Was folgt, ist der Beifall wie nach dem„La Traviata“-Abend. Doch danach droht immer der Absturz.

Jonas Kaufmann: "Ich bin in einer fremden Stadt, ich stehe auf der Bühne, ich habe Erfolg, das Publikum jubelt, man ist wirklich auf Wolke Sieben. Und dann verlässt man das Theater. Wenn man Pech hat, hat man keine Freunde, keine Kollegen da. Das heißt, man geht in sein Hotel oder sein Apartement und fällt in ein Loch."

Das ist der Moment, in dem die meisten Tenöre anfangen zu essen. Dem „Pavarotti-Speck“ entgeht Kaufmann durch viel Bewegung. Außerdem ist er Vater von drei Kindern, die halten fit, sagt er.

Plötzlich hat er was gehört. Eine Straßenkünstlerin singt eine Arie aus „La Traviata“. Kaufmann lauscht: Wenige Meter neben dem Royal Opera House, wo er gerade noch die gleiche Oper sang – das amüsiert den Star - mehr noch: er freut sich. Genau diese Natürlichkeit ist es, die er auch auf der Bühne hat.

Jetzt wird es Zeit, dass man ihn endlich auch bei uns besser kennen lernt!
 






 
 
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