Rundfunk Berlin-Brandenburg
Porträt: Jonas Kaufmann
Sendung "Stilbruch" vom 28.2.2008
 

Er gilt als das neue deutsche Stimmwunder: der Tenor Jonas Kaufmann. Auch Gesangspartnerin Anna Netrebeko ist ganz hingerissen von ihm. Nun hat er seine erste CD "Romantic Arias" veröffentlicht...

Jonas Kaufmann ist freundlich, gutaussehend, ein Ausnahmetalent. Deshalb muss er den Hintereingang benutzen.

Das ist zwar nicht die Oper, sondern das Souterrain eines Kulturkaufhauses, aber ein moderner Star muss auch damit zurechtkommen. Jonas Kaufmann ist die neue internationale Opernhoffnung aus Deutschland. Bei dieser Werbeveranstaltung präsentiert er seine erste CD mit Recitals, "Romantic Arias", wobei Romantik weniger eine Stilepoche meint, als den zarten Schmelz von Kerzenlicht.

Er scheint alles zu haben, außer Starallüren – und die kann man sich im heutigen Opernbetrieb auch nicht mehr leisten.

Andreas Kluge - Universal Music:
"Wenn wir einen neuen Künstler unter Vertrag nehmen, ein neues Album herausbringen, wann kommt die Platte, wann kommt die Tournee, was können wir inzwischen erreichen, um die Leute so weit wie möglich, so gut wie möglich über beides zu informieren."

Ein tiefer Tenor, der mühelos über ein enormes Klangvolumen und große Bandbreite im Repertoire verfügt.

Andreas Kluge:
"Das ist etwas, was mich berührt und was mir richtig Gänsehaut bringt, und ich meine, ein Konzert mit Jonas Kaufmann, ein Konzert mit Anna Netrebko, Rolando Villazon, Konzerte mit Lang Lang: Die Leute ticken völlig aus. Das hat fast Fußballstadioncharakter inzwischen."

"La Traviata" mit Anna Netrebko in der Londoner Royal Opera. Kaufmanns Durchbruch. Diese leidenschaftliche Kombination aus Stimme, Attraktivität und Dramatik setzte neue Maßstäbe.

Anna Netrebko - Sängerin:
"Alle sagten mir: Du musst mit dem Kaufmann singen. Und jetzt mal weghören: Er ist einfach fantastisch."

Nicht erst seitdem macht sich Kaufmann ernste Gedanken um sein Familienleben.

Jonas Kaufmann:
"Der Punkt kam, als vor einiger Zeit mein Sohn gesagt hat, der mich umarmt hat: Papa, wann musst du wieder weg?"

Das Hamsterrad dreht sich nun immer schneller. Vor einem Absturz hat der 38-Jährige, der ursprünglich mal Mathematiker werden wollte, keine Angst. Er hat viele Interessen, falls es mit der Oper mal nicht mehr klappen sollte.

Jonas Kaufmann:
"Archäologie hat mich früher immer interessiert. Ich bin auch heute noch einer, der als erstes in den Städten in die Museen rennt, aber ob man das in dem Alter noch anfangen kann, weiß ich nicht, ansonsten handwerkliche Sachen... Ich bin jemand, der sehr gerne mit den Händen arbeitet, der, als ich noch Zeit hatte, damals, einfach wirklich in Häusern alles gemacht habe, von der Badinstallation, Fliesen legen, Elektrik verkabeln, Maurern. Was auch immer ankam, das hab ich alles mit Freuden gemacht. Und auch heute, wenn ich, egal wo, bei Bekannten und Freunden und vor allem bei meiner Familie auftauche, haben die schon lange Listen mit den Sachen: Ach, könntest Du mal schauen, mein Telefon geht nicht mehr und da hinten diese Dose..."

Zuerst aber erobert er die Welt, als moderner Opernstar von nebenan. Denn Oper ist schon längst wieder geworden, was sie ursprünglich mal war: populäre Musik.

Vielen Dank! Kaufmann. Danke schön, mache ich, Danke, Danke, Tschüss.

Autorin: Sabine Carbon

 
 






 
 
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