Südtirol News, 02. Juni 2023
 
Startenor Jonas Kaufmann übernimmt die Festspiele Erl
 
Startenor Jonas Kaufmann wird der neue Intendant der Tiroler Festspiele Erl. Der 53-Jährige folgt nach der Sommersaison 2024 auf Bernd Loebe. Der Publikumsliebling solle der neue “Mr. Erl” werden, gab Festspiel-Präsident Hans Peter Haselsteiner am Freitag in Wien bekannt. Kaufmanns Vertrag läuft bis 2030. Ein Ende für seine Bühnenkarriere bedeute der Schritt nicht, unterstrich Kaufmann: “Ich habe nicht das Gefühl, dass ich abtreten sollte, und ich will das auch nicht.”

Der Intendantenposten werde den Sänger Kaufmann nicht verdrängen: “Es wird eine zusätzliche Karriere sein, keine alternative.” Im Gegenteil werde er selbst ebenso in Erl auf der Bühne stehen, wenn wohl auch nicht in jeder Spielzeit. Für ihn gelte schlicht: “Ich bin nun mal ein Mensch, der gerne viel tut.” Entsprechend scharre er nun bereits in den Startlöchern: “Ich will und kann mich jetzt gar nicht mehr zurückhalten, weil ich am liebsten sofort anfangen möchte. Aber ich schaue jetzt noch zwei Spielzeiten zu und lerne und verfeinere meine Pläne, bevor ich dann ins kalte Wasser springe.”

Programmatisch stecke das Projekt Kaufmann-Intendanz aber selbstredend noch in den Kinderschuhen. “Wir haben noch nicht jedes Stück bis ins Jahr 2030 festzementiert”, unterstrich der designierte Festivalchef. Klar sei, dass man an Festspielsäulen wie Richard Wagner im Sommer festhalte: “Wagner ist eine gesetzte Bank in Erl – daran kommt man nicht vorbei.” Hinzu kämen dann vielleicht Kontrapunkte wie der Belcanto oder die “frühen Lieben” von Wagner wie Gluck oder von Weber – und nicht zuletzt die zeitgenössische Musik. Klar sei aber auch: “Die Festspiele Erl werden keine Auftragswerke an die großen Komponisten unserer Zeit vergeben können.”

Wie die Regiehandschrift in Erl künftig aussehen werde, umriss Kaufmann grundsätzlich: “Bei einer Inszenierung muss das Stück im Mittelpunkt stehen und nicht die Profilierung der Regie.” Einer Modernisierung um zusätzliche Bedeutungsebenen stehe er keinesfalls im Wege. “Aber ich sehe nichts Verwerfliches darin, sich ab und zu zum Anwalt des Komponisten aufzuschwingen.”

Dass er als dieser Anwalt auch die neue Identität als “Mr. Erl” übernehme, damit zeigte sich der gebürtige Münchner zufrieden: “So sehr ich den Kollegen Bernd Loebe schätze, ist es vielleicht ein Punkt gewesen, der ihm nicht so gut gelungen ist: Die Identifikation seiner Person mit dem Festival.” Dies brauche Erl jedoch.

Dass ihm für diese neue Aufgabe das Budget auch nicht gekürzt werde, davon zeigte sich Kaufmann überzeugt. Und Festspiel-Präsident Hans Peter Haselsteiner ging noch darüber hinaus: “Wenn der neue Intendant Ideen hat, wird man auch über den einen oder anderen Sonderposten sprechen können.” Dass dabei Jonas Kaufmann weiterhin stark auf Richard Wagner setzen wolle, finde ebenfalls seine volle Zustimmung. “Wilder Kaiser statt Grüner Hügel” laute hier das Motto.

Er sei jedenfalls von der Personalentscheidung zutiefst überzeugt, bei der die Prominenz des künftigen Erl-Chefs nur eine kleine Rolle gespielt habe, stehe dessen Enthusiasmus und Engagement doch an erster Stelle. “Ich habe der Findungskommission vorgeschlagen, das Hearing abzubrechen und eine Ernennung ‘primus et unicus’ vorzunehmen”, beschrieb Haselsteiner den Auswahlprozess, für den sich insgesamt 43 Kandidaten und Kandidatinnen beworben hatten. In der Jury saßen neben Haselsteiner auch Staatsoperndirektor Bogdan Roščić, Volksoperndirektorin Lotte de Beer und die Leiterin der Kulturabteilung im Land Kärnten, Brigitte Winkler-Komar.

Der für die Kulturagenden zuständige Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) zeigte sich gegenüber der APA sehr erfreut über die Kaufmann-Bestellung. “Mit Jonas Kaufmann gewinnen die Tiroler Festspiele Erl, aber auch das Kulturland Tirol eine international bekannte und gefragte Stimme. Nicht nur als Opernsänger, sondern auch als Fürsprecher der Kunst und Kultur hat Jonas Kaufmann von New York über London bis nach Mailand gewirkt”, erklärte Mattle. Kaufmann werde nun das “kulturelle Leben in unserem Land mitprägen, und Erl weiterhin über die Landesgrenzen hinaus erfolgreich positionieren”, zeigte sich der Landeschef überzeugt. Seine Nominierung bedeute “neuen Schwung in und für Erl”.

Auch Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) zeigte sich angetan von der Personalie. “Jonas Kaufmanns Karriere und Kunst kann nur in Superlativen beschrieben werden. Ihn als neuen Intendanten für die Festspiele Erl gewonnen zu haben, bedeutet eine außerordentliche Auszeichnung und spiegelt den Anspruch des Festivals wider: internationale Strahlkraft und gleichzeitig Verwurzelung in der Region.”















 
 
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