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Salzburger Nachrichten, 2. Juni 2023 |
von HEDWIG KAINBERGER |
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Jonas Kaufmann wird Intendant der Festspiele Erl
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Seine Karriere als Sänger werde er
fortsetzen, allerdings "ein bisschen reduziert", kündigte der Tenor an.
Der Sänger Jonas Kaufmann wird Intendant der Festspiele Erl. Dies gab
der Bauindustrielle Hans Peter Haselsteiner, Mäzen und Präsident dieser
Festspiele in Tirol, am Freitag bekannt. Er habe dieses Projekt von null auf
100 entwickelt, sagte Jonas Kaufmann in der Pressekonferenz. Jetzt sehe er
noch zwei Spielzeiten zu und lerne und verfeinere bis zu seinem Amtsantritt
seine Pläne. Seine Intendanz wird im Herbst 2024 beginnen. Im Opernbereich
sei das extrem nah, "wir müssen also schnell in die Gänge kommen". Sein
Spielplan stecke noch in den Kinderschuhen, noch längst sei nicht jedes
Stück bis Sommer 2030 festzementiert.
Steht er vor einem
Berufswechsel? Er habe befürchtet, seine Zusage für Erl werde als erster
Schritt Richtung Frühpensionierung des Sängers wahrgenommen, gab Jonas
Kaufmann zu. "Das ist mitnichten der Fall." Er habe nicht das Gefühl, dass
er als Sänger abtreten sollte. Und "ich will es auch nicht."
Er werde
weiterhin auf Opern- und Konzertbühnen singen - "vielleicht ein bisschen
reduziert". Das Leisertreten sei nicht nur seiner neuen Position in Erl
geschuldet, sondern "weil ich mir die Freude am Beruf erhalten möchte", um
nicht "im Übermaß" das Singen als Arbeit im Sinne von Last zu empfinden.
Wegen des insgesamt "bisschen reduzierten" Singens sowie aus einem
zweiten Grund könnte Jonas Kaufmann in Opernhäusern und bei Festivals - etwa
den Salzburger Festspielen oder den Osterfestspielen Salzburg - rarer als
bisher werden. "Es ist ein logischer Schritt, das ich einen musikalischen
Beitrag zu dem Festival (in Erl) leiste, vor allem, wenn ich damit
großartige Künstler bewegen kann, auf meiner Seite zu stehen", kündigte
Jonas Kaufmann an. Und: "Wenn ich parallel dazu in einem Mitbewerberfestival
auftreten würde, wäre das kontraproduktiv für das meine. " Da er die
bisherigen vier Spielzeiten in Erl - insbesondere im Juli, zudem Frühjahr,
Mitte August und Winter - behält, könnte es dort und da zu Überschneidungen
mit Erl kommen, etwa Ende Juli mit den Salzburger Festspielen.
Seine
neue Aufgabe in Erl dürfte sich schon im Herbst 2024 zeigen: Dafür habe er
zwar bereits Planungen für Auftritte als Sänger abgeschlossen, sagte Jonas
Kaufmann. Doch werde es nun Umstrukturierungen in seinem Kalender geben.
Mit dem neuen Intendanten und dessen fast 30-jähriger Berufserfahrung
sollen die Festspiele Erl vor allem im Sommer mehr als bisher im Wettbewerb
um internationales Publikum punkten: Jonas Kaufmann sei gekürt worden, weil
er "glaubwürdigen Enthusiasmus für diesen einmaligen Spielort, dessen
Potenzial in den letzten 25 Jahren nicht ausgeschöpft worden ist",
mitbringe, sagte Hans Peter Haselsteiner. Dies ist als Konkurrenzansage an
Salzburg, Bregenz, München und andere Sommerfestivals verstehen. Während er
die Nebenspielzeiten vor allem für das Einzugsgebiet um Erl programmiere,
solle im Sommer internationales Publikum für mehrtägige Aufenthalte
angelockt werden, schilderte Jonas Kaufmann. Schwerpunkt im Sommer blieben
die Opern Richard Wagners. Da allerdings derzeit heuer "Götterdämmerung" als
vierter Teil von Brigitte Fassbaenders Neuinszenierung herauskommt, dürfte
Jonas Kaufmann kaum wieder den "Ring" ansetzen. Er wolle zu Wagners Opern
Kontraste setzen, etwa mit Belcanto von Donizetti, Rossini und Bellini, mit
Wagners Zeitgenossen wie Heinrich Maschner und Carl Maria von Weber oder mit
Wagners "frühen Lieben" wie Christoph Willibald Gluck und Gaspare Spontini.
Und in Konzerten wie Opern soll Zeitgenössisches ein steter Schwerpunkt
sein, auch Uraufführungen, möglicherweise als Koproduktionen mit der New
Yorker Met.
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