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Wiener Staatsoper, 08.04.2021 |
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PREMIERE VON »PARSIFAL« AN DER WIENER STAATSOPER
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In einer aufsehenerregenden Neuinszenierung des russischen Regisseurs
Kirill Serebrennikov kommt am Sonntag, 11. April 2021 Parsifal zur Premiere
an der Wiener Staatsoper. Es dirigiert Musikdirektor Philippe Jordan, der
das Werk zum ersten Mal im Haus am Ring leitet. Als Parsifal ist Jonas
Kaufmann zu erleben, der in dieser Spielzeit u. a. bereits in der
Titelpartie der Don Carlos-Wiederaufnahme zu sehen war. Elīna Garanča gibt
als Kundry ihr lange erwartetes internationales Rollendebüt, ebenso wie
Ludovic Tézier als Amfortas. Weitere Wiener Rollendebüts wichtiger
Gastsolisten: Georg Zeppenfeld als Gurnemanz und Wolfgang Koch als Klingsor.
Da derzeit leider noch nicht abzusehen ist, wann die Wiener Staatsoper
wieder vor Publikum spielen darf, wird auch diese Premiere nur für
ZuseherInnen und HörerInnen von TV, Stream und Radio stattfinden:
Radio Ö1 sendet die Aufzeichnung am 17. April 2021 ab 19.30 Uhr und auch in
ORF 2 gibt es an diesem Wochenende einen Parsifal-Schwerpunkt: in der gut
zweistündigen Sondersendung »Der Fall Parsifal« (17. April 2021, 22.00 Uhr)
wird der Mythos Parsifal in einer ganz besonderen Version des
Monumentalwerks mit umfassenden Ausschnitten aus der Produktion, Interviews
und Beiträgen behandelt. Die »Matinee am Sonntag« (18. April 2021, 9.05 Uhr)
zeigt Portraits der Protagonisten und Weltstars Jonas Kaufmann und Elīna
Garanča. Außerdem ist eine umfassende Berichterstattung u. a. im
»Kulturmontag« (12. April 2021, 22.30 Uhr) geplant.
Die
Gesamtaufzeichnung der Premierenproduktion ist am 18. April 2021 ab 14.00
Uhr europaweit auf ARTE Concert kostenlos verfügbar und dort bis für
mindestens 30 Tage abrufbar.
ZUR PRODUKTION
Regisseur Kirill
Serebrennikov, gefragter Theater-, Film- und Opernregisseur ist mit Parsifal
erstmals für die Wiener Staatsoper tätig und verantwortet nicht nur die
Inszenierung, sondern gestaltet auch das Bühnenbild und die Kostüme. Da er
nach seiner Verurteilung in einem international scharf kritisierten Prozess
das Land noch immer nicht verlassen darf, leitet er die Parsifal-Proben live
per Videoschaltung von seiner Moskauer Wohnung aus.
Teil des
Bühnenbildes ist ein Gefängnis – inspiriert von einer maison centrale, einer
französischen Gefängnisanlage, in der die sogenannten Hoffnungslosen, oft
Angehörige ethnischer oder religiöser Minderheiten, interniert und damit
sich selbst überlassen werden. Diese szenische Ortswahl sieht Kirill
Serebrennikov symbolisch:
»Die Gralsritter, so wie Wagner sie bereits
zu Beginn des Stückes darstellt, haben offenbar einen Teil ihres Glaubens
verloren, vermutlich sogar dessen wichtigsten und entscheidendsten Teil. Der
Gral, so wie ich ihn verstehe, ist die Idee der Freiheit ganz allgemein –
und genau deswegen ist er in Widerspruch zur Bruderschaft der
Gralsgemeinschaft geraten: Die Ritter sind gefangen in ihrer dogmatischen
Kampfstellung gegen alles Weltliche. Sie sind mit Scheuklappen unterwegs in
der Welt, von der sie eine zunehmend verzerrte und verengte Wahrnehmung
haben. Der Gefängnis-Raum meiner Inszenierung ist eine Metapher für die
bornierte, zusammengeschrumpfte, dogmatische Welt, in die sie sich selbst
eingesperrt haben und in der alles anders passiert als es passieren sollte.
Und natürlich: Ein Leben in Gefangenschaft ist eine der möglichen Lesarten,
die meine Inszenierung für den Satz >zum Raum wird hier die Zeit< anbietet«,
schreibt der Regisseur in einem Programmheft-Beitrag über seine Sicht auf
das Werk, und erläutert weiter: »Jede naive Bebilderung würde die subtilen
Sinnzusammenhänge von Wagners Partitur vergröbern. Man kann sich die
szenischen Lösungen konventioneller Aufführungen für das Wunder des in der
Luft stehenbleibenden Speers anschauen: Solche Versuche, die musikalisch
realisierten Wunder von Wagners Partitur zu illustrieren, zeitigen alles
andere als die gewünschten magische Effekte. Ich will und kann daher Wagners
Parsifal nicht 1:1 illustrieren – obwohl alle Symbole Wagners in unserer
Inszenierung vorkommen: der Kelch, der Speer, das Kreuz, >des Heilands
selige Boten< usw. Ich glaube aber, dass die eigentliche Metaphysik sich im
tatsächlichen Leben ereignet. Bei den Dreharbeiten zu unserm
Parsifal-Filmmaterial im letzten Dezember rund um Moskau haben wir eine
Beton-Ruine entdeckt. Es herrschte unglaublicher Frost und zugleich fiel das
Sonnenlicht durch die Löcher in den zerstörten Wänden herein. Ein in seiner
Schönheit magischer und irrealer Moment. Ich entdecke als Künstler Gott in
dieser Schönheit.«
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