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Merkur, 21.07.20 |
von Magnus Reitinger |
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Jonas Kaufmann hat alle begeistert
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Ein besonderer Künstler sang in Polling für ein Konzert der „Met“: Tenor Jonas Kaufmann begeisterte im Bibliotheksaal. |
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Polling – Sie hat in „ihrem“ Bibliotheksaalwahrlich schon viele große
Auftritte weltbekannter Musiker erlebt – inklusive inspirierender
Begegnungen drumherum. Doch so sehr brachte noch kaum ein Künstler die
Hausherrin ins Schwärmen: „Eine Super-Leistung“ habe der Sänger am Samstag
erbracht, mit seiner „sagenhaften Stimme“ den menschenleeren Saal „großartig
gefüllt“. Und obendrein, so fügt Hanne Wittermann an, sei er „ein so
natürlicher Mensch, ganz ohne Allüren, unglaublich sympathisch...“
Der Mann, der die Vorsitzende der „Freunde des Pollinger Bibliotheksaals“ so
überzeugt hat, ist Startenor Jonas Kaufmann. Mit einem Livestream-Konzert
aus dem Pollinger Bibliotheksaal eröffnete der 51-Jährige am Samstagabend
die Reihe „Met Stars Live in Concert“, mit der New Yorks Metropolitan Opera
die Zeit der Corona-Schließung überbrückt: Opernstars treten ohne Publikum
vor besonderen Kulissen in Europa und den USA auf, die Übertragung ist gegen
Bezahlung live (und in Kaufmanns Fall noch bis 29. Juli) via Internet zu
sehen.
Begeistert hat der Auftakt in Polling – bei dem der Tenor von
Pianist Helmut Deutsch am eigens aus München gelieferten Riesen-„Steinway“
begleitet wurde – auch Kritiker. Als „herrlich“ preist die New York Times
Jonas Kaufmanns Gesang, und das Klassik-Journal „Musik Heute“ schrieb noch
am Abend: „Kaufmann zeigt sich auf der Höhe seiner Kunst, facettenreich,
souverän, klangschön, präsentiert reichlich seine spektakulären Pianissimi.
Deutsch erfüllt am Klavier die Opernpartituren (!) mit Seele. Das ohne
Publikum zu leisten, kann man nicht genug hochachten.“
Auch technisch
klappte alles bestens, resümiert Wittermann, die seit Tagen den
„gigantischen Aufwand“ vor Ort begleitet. Höchste Professionalität und Mühe
hätten die rund 35 Mitarbeiter walten lassen – und groß sei der Jubel
gewesen, als man nach der Übertragung per Laptop-Schaltung mit dem Regisseur
in New York anstieß.
Wittermann nutzt den ausgeräumten Saal nun für
Umstrukturierungen, die aufgrund neuer Bestimmungen nötig sind (und nichts
mit Corona zu tun haben). Unten gibt es künftig keine Seitenblöcke mehr,
dafür einen breiteren Mittelblock, was die Kapazität insgesamt von rund 420
auf 365 Sitzplätze schmälert. Ob Kaufmann dort wieder mal auftritt? „Das
wäre fantastisch“, sagt Wittermann – und weiß doch, dass er sonst „in einer
ganz anderen Größenordnung singt“.
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