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concerti, 26. Oktober 2017 |
Von Nicole Korzonnek |
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Italian Lover
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ECHO Klassik 2017: Jonas Kaufmann
Jonas Kaufmann ist der deutsche Opernexportschlager schlechthin. Aber
nicht nur die Bühnen dieser Welt reißen sich um ihn – auch seine Alben wie
etwa „Dolce Vita“ sind extrem beliebt
Italienische Opern und Jonas
Kaufmann gehören einfach zusammen. Und das nicht erst seit seinem legendären
MET-Debüt im Jahr 2006, wo er in Verdis „La traviata“ brillierte und seitdem
weltweit als Tenor gefragt ist. Schließlich hat Kaufmann bereits als Kind
jedes Jahr mit seiner Familie in Italien Urlaub gemacht , das süße Leben
dort genossen und sich dabei in Land und Leute verliebt. Und eben auch in
die Musik. Wobei sein dunkler, samtiger Tenor auch perfekt zu den
italienischen Komponisten passt.
Wie perfekt, das bewies er bereits
im Jahr 2015 mit seinem Puccini-Album „Nessun Dorma“, für das Jonas Kaufmann
nicht nur von der Kritik bejubelt wurde, sondern für das er auch 2016 den
ECHO Klassik für den „Bestseller des Jahres“ erhielt. Verkaufszahlen waren
Kaufmann allerdings nicht wichtig – das Album war ihm eine
Herzensangelegenheit, denn Puccini ist für den 1969 geborenen Münchner ein
musikalisches Suchtmittel, wie er Anfang vergangenes Jahres im
concerti-Interview bestätigte: „Von Puccini kann ich einfach nie genug
bekommen. Insofern gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass das jedem so
geht, der bei dieser Musik Feuer gefangen hat.“
Jonas Kaufmann spielt
mit den Klischees
Den Erfolg seines Puccini-Albums übertrumpfte Jonas
Kaufmann, der bereits vor seinem Gesangsstudium in München fließend
Italienisch sprach, nur ein Jahr später mit seiner Einspielung „Dolce Vita“,
auf der er achtzehn Stücke der italienischen Unterhaltungsmusik des frühen
20. Jahrhunderts präsentiert. Bei Lieder wie „Volare“ oder „Con te partirò“
hat man gleich gewisse Tenorklischees in Kopf und Ohr: zu viel Schmelz, zu
süß, zu schmissig. Doch Kaufmann spielt mit genau dieser vorurteilsbeladenen
Erwartungshaltung – und bricht sie. Mit fast schon lächelnder Stimme hält er
sich zurück, wenn man Pathos erwartet, singt entspannt, wenn das
Klangklischee eigentlich Drama vorgeben würde.
So gelingt es Jonas
Kaufmann, selbst dem abgenudeltsten Gassenhauer frischen Glanz zu verleihen.
Zugleich zeigt er damit aber auch, wie sehr er das italienische Lebensgefühl
verinnerlicht hat – gänzlich frei von allen klingenden Klischees. Bei so
viel interpretatorischer Frische verwundert es nicht, dass Kaufmann auch in
diesem Jahr den ECHO Klassik für den „Bestseller des Jahres“ am 29. Oktober
in Hamburg erhalten und als Dank bei der Gala in der Elbphilharmonie auch
auftreten wird. Es wird der achte ECHO Klassik für den Tenor sein, der unter
anderem bereits drei Mal als „Sänger des Jahres“ mit dieser Trophäe bedacht
wurde. |
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