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Der Neue Merker, 11/2013 |
Peter Dusek |
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Opernwerkstatt mit JONAS KAUFMANN
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13.10. Radiokulturhaus — Großer Sendesaal
Sein schalkhaftes Lachen, sein bubenhafter Charme, sein silbergrauer
Dreitagebart — auch ohne Singen würde Jonas Kaufmann „every body's darling"
sein. Doch in der Kombination Spinto-Tenor und Feschak scheint er ohne
Konkurrenz zu sein.
Im Radio-Kulturhaus bewies er jedenfalls seine
Schlagfertigkeit und seine natürliche Lockerheit und lieferte mir als
Moderator einen köstlichen „Schlagabtausch". Er verriet auch, in welche
Richtung sich seine Karriere entwickeln soll.
Frage Nummer 1: Wieso
im Verdi-Wagner-Jahr in Wien mit „Fanciulla" eine Pucccini-Premiere? Die
Antwort von Jonas Kaufmann: Er habe ein Jahr lang nur Werke von Wagner oder
Verdi gesungen (darunter neu der Manrico) — das „Mädchen aus dem Goldenen
Westen" sei die nötige Abwechslung und zugleich künstlerische
Herausforderung gewesen. Aber in wenigen Wochen werde er wieder eine neue
Verdi-Oper — den Alvaro in „La forza del destino"-kreieren. Dann kämen — in
ein paar Jahren — der Radames und der Gustavo im „Ballo" an die Reihe. In
etwa drei Jahren will er mit dem Otello endgültig vom Spinto ins dramatische
Fach überwechseln. Als Zwischenstation ist Cavalleria/Pagliacci geplant.
Wobei er mit einer Cavalleria-Premiere das erste Stück alleine erproben
dürfte. Jedenfalls gab es bei einem Galaabend in Baden-Baden bereits das
Duett Santuzza-Turiddu mit Elina Garanca, die nach der Babypause ihre erste
Bühnen-Santuzza anpeilt. In Wien habe er mehrere Angebote, aber das
Terminkorsett verhindere so viele Möglichkeiten.
Und wie steht es um
die schweren Wagner-"Brocken"? Langfristig will er ebenfalls vom Lohengrin
zum Tannhäuser überwechseln und auch Siegfried und Tristan interessieren
ihn! Konkrete Planungen gäbe es aber dafür noch gar nicht. Sein Haupthaus
sei für ihn weiterhin München, dadurch sei garantiert, dass er wenigstens
fallweise seine Frau und die drei Söhne (Anm. eine Tochter, zwei Söhne)
treffe. Der Met hat er jährlich einen Monat zugesichert, um den Rest
streiten die Opernhäuser der Welt — Covent Garden, Berlin, Paris, Salzburg
oder Mailand.
Jonas Kaufmann will auch weiterhin Liederabende geben,
hat bei einem Filmprojekt über Casanova als Schauspieler mitgewirkt und
erinnert sich gerne an sein Wien-Debüt mit Beethovens „Christus am Ölberg”
im Jahr 2003 mit dem RSO und unter Bertrand de Billy. Die Staatsoper holte
ihn erst 2006 mit einer vereinzelten „Zauberflöte" (ein halbes Jahr nach dem
Met-Durchbruch in „Traviata"). War dies eine Reaktion auf den Supererfolg in
New York? Kaufmann: „Ich glaube nicht — aber Holender war nicht so
schnell..."
Jedenfalls schien der Vielbeschäftigte auch die
Opernwerkstatt zu genießen („Ich konnte ja nicht wissen, dass so schönes
Wetter herrschen würde") und verriet sein Lebensmotto: Singen dürfe nicht zu
Angst und Entbehrung führen — anders könne er Lebensfreude weder erleben
noch weitergeben. Möge ihm dies noch lange so intensiv gelingen wie derzeit!
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