Osnabrücker Zeitung, 24. Februar 2012
Ralf Döring
 
Opernstar Jonas Kaufmann: Würde Nacktrolle nicht grundsätzlich ablehnen
Opernstar Jonas Kaufmann hätte keine Probleme damit, nackt auf der Bühne zu stehen. „Ich würde das nicht grundsätzlich ablehnen“, sagte er unserer Zeitung.

Allerdings erwartet der Tenor vom modernen Regietheater mehr Rücksicht auf die Belange von Sängern – und mehr Kompetenz. Er habe schon in Produktionen gesungen, in denen „man einen Großteil des Probenprozesses damit verbrachte, dem Regisseur das Medium Oper zu erklären.“ Außerdem fordere er „mehr Respekt vor dem Komponisten“. Der habe den Text bereits interpretiert. „Entfernt sich die Regie zu weit davon, passt die Musik nicht mehr auf die Handlung, und damit verpufft ein Großteil der Wirkung, das vermindert die Wirkungskraft von Oper.“

Auf seine eigene Wirkungskraft angesprochen, sagte Kaufmann, er finde es einerseits „ziemlich schmeichelhaft“, wegen seines Aussehens angehimmelt zu werden. „Auf der anderen Seite kann ich nur schwer akzeptieren, dass Menschen das, was ich auf der Bühne und mit meiner Stimme mache, auf mich und auf meine Person projizieren.“ Denn „ich kann doch nichts für mein Aussehen! Es ist ja nicht so, dass ich mir jeden Abend die Augenbrauen zupfe oder irgendwelche Cremes ins Gesicht schmiere, damit ich gut aussehe“, sagte er weiter.

Nach drei Stunden auf der Bühne, dem Bad in Jubel und Euphorie, vermittelt ihm seine Familie das Gefühl von Geborgenheit. Es habe eine kurze Phase gegeben, in der er Gefahr gelaufen sei „in ein Loch zu fallen“. Doch „ich habe mittlerweile einen sehr guten Rhythmus gefunden und bin, weil ich ein Familienmensch bin, sehr geerdet. Das heißt nicht, dass die Familie immer bei mir sein muss, um mir Geborgenheit zu geben. Es reicht, mir das ins Gedächtnis zu rufen“.






 
 
  www.jkaufmann.info back top