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Frankenpost, 28.07.2010 |
Von Kerstin Starke |
Offene Worte eines großen Sängers
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Jonas Kaufmann
und sein Autor Thomas Voigt präsentieren ein Buch über den Startenor. Erst
am Sonntag feierte dieser als Lohengrin ein triumphales Bayreuth-Debüt.
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"Meinen
die wirklich mich?": Immer noch ungläubig steht der weltweit gefeierte
Star-Tenor Jonas Kaufmann vor den Lobeshymnen, die von Fans, Fachleuten,
Freunden und sogar Kollegen auf ihn angestimmt werden. "Meinen die wirklich
mich?" - so lautet auch der Untertitel eines Buches des Publizisten Thomas
Voigt über den Sänger, das beide einen Tag nach dessen triumphalen Lohengrin
bei den Wagner-Festspielen in einer Bayreuther Buchhandlung vorstellten.
Das Buch zeichnet das Porträt eines Künstlers, dem es zuallererst um seine
Berufung, das Singen, geht. Zu dem Weg, den er bis zu seinem Durchbruch 2006
an der Metropolitan Opera (Met) in New York und den darauf im In- und
Ausland folgenden, sich häufenden Rollenangeboten gegangen ist, gehört auch
der private Hintergrund. Diesem wird im Buch zwar ein ausführliches Kapitel
gewidmet, dennoch bleibt vieles, und das dürfte ganz im Sinne des Künstlers
sein, tatsächlich privat.
Sonst hält Jonas Kaufmann wie schon in den zahlreichen Fernseh-Porträts und
-Interviews nicht hinterm Berg mit Details aus seinem Leben als Künstler und
aus seiner Arbeit. So offen wie er auch im persönlichen Gespräch wirkt, legt
er dem Autor Thomas Voigt und damit seinen Lesern die Karten auf den Tisch.
Er spricht von seinen Schwächen und seiner großen Krise gleich zu Anfang der
Laufbahn während der Galeerenjahre am Stadttheater - als er schon nach einem
Jahr Singen, wie man es ihm im Studium beigebracht hatte, ans Aufhören
dachte; und er spricht von dem großen Glück, als er mit Hilfe des richtigen
Lehrers - Michael Rhodes - endlich zu seiner Stimme fand. "Hör auf, deine
Stimme zu manipulieren. Lass sie einfach mal raus", zitiert Kaufmann im Buch
den Lehrer. "Das war das erste Mal, dass jemand den Finger auf die Wunde
legte - und das war für mich wie eine Erlösung."
Thomas Voigt fügt seinem Porträt aber auch viele andere, berufene Stimmen
hinzu wie etwa die der Sängerin Margarete Joswig, die Kaufmann als Ehefrau
und erste Beraterin am besten kennt. Allen voran jedoch steht, mit einem
Vorwort, buchstäblich der große Tenor Placido Domingo, mit dem Jonas
Kaufmann wegen seiner Vielseitigkeit und des Farbenreichtums seiner Stimme
heute schon verglichen wird. Domingo schreibt über den jüngeren Kollegen, er
sei ein "Sänger ganz nach meinem Herzen! Einer, der sich unerschrocken der
Herausforderung stellt, gleichermaßen das deutsche, italienische und
französische Repertoire zu singen, und der hart daran arbeitet, jede
darzustellende Figur in eine glaubhafte eigenständige Persönlichkeit zu
verwandeln."
Die Reaktionen des Publikums belegen, dass Kaufmann dies auch mit dem
Lohengrin in der Neuenfels-Inszenierung gelungen ist, er auch hier mit
atemberaubendem Piano magische Momente erzeugt. Dass er bei Wagner immer
wieder Kammermusikstellen entdeckt und, obwohl er die Partie schon in
München gesungen hat, immer noch am Lohengrin lernt, erzählt er den Gästen
der Buchpräsentation. Er verrät auch, dass er versucht, seine Rollen jeden
Abend ein klein wenig anders zu interpretieren, etwas Neues darin zu finden.
"Das ist", sagt Jonas Kaufmann, "für mich dann ein ganz besonderer Spaß."
Bei dieser Gelegenheit teilt er mit, dass er nach Parsifal und Lohengrin
demnächst seine nächste Wagner-Partie in Angriff nimmt: den Siegmund in "Die
Walküre". Premiere ist im April 2011 an der Met. |
Foto: kst |
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