Essen. Thomas
Gottschalk hat die Verleihung des Echo Klassik auf den roten Teppich geholt.
Mit Glitter am Frack, lustigen Einlagen und Nachwuchssängerinnen, die
aussehen wie Topmodels. Zu Beginn lässt David Garrett (30) zu poppigen
Geigensounds elektrische Flammen auf LED-Leinwänden tanzen und eröffnet
damit eine Veranstaltung, die das ZDF mit dem Stichwort Crossover
überschrieben hat.
„Ich will die Klassik raus aus dem Elfenbeinturm holen. Ich finde Bon
Jovi gut und Bayreuth“, hat Gottschalk vor der Show gesagt. Zu Beginn klaut
er dem Leiter der Essener Philharmoniker, Andrey Boreyko, den Dirigentenstab
und lässt die Musiker „Figaros Hochzeit“ spielen. „Ich wollte einmal im
Leben ein Symphonie-Orchester in meine Gewalt bekommen“, witzelt Gottschalk.
Dann erhebt die US-amerikanische Mezzosopranistin Joyce DiDonato ihre
glasklare Stimme zu Rossini – im Abendkleid von Vivienne Westwood mit
übergroßer Schleife. Gottschalk überreicht ihr die zwei Kilogramm schwere
Trophäe als beste Sängerin des Jahres und bezeichnet sie als „ein Juwel der
Klassik“. DiDonato selbst gibt sich entzückt vor der herausragenden Position
klassischer Musik in Deutschland: „Wie Klassik in Deutschland gefeiert wird,
sollte ein Vorbild für die ganze Welt sein.“ Nach den Lobeshymnen bittet
Gottschalk zum Walzer.
Jonas Kaufmann, der „Sänger des Jahres“, muss nach seinem Auftritt nicht
tanzen, sondern den Refrain des Sting-Songs „Roxanne“ anstimmen. „Mit meiner
Stimme wäre das Lied kein Hit geworden“, sagt er dann zu seinem Laudator
Sting.
Mit geschlossenen Augen nähert sich der 28-jährige Pianist Lang Lang dann
Chopin und später der deutschen Nationalhymne. In China, der Heimat des
„Instrumentalisten des Jahres“, gingen Millionen Kinder zum
Klavierunterricht, weil sie alle so sein wollten wie Lang Lang, sagt
Gottschalk.
Für große Strahlkraft steht hierzulande der deutsche Dirigent Kurt Masur,
ausgezeichnet für sein Lebenswerk und gewürdigt vom langjährigen
Bundesminister Hans-Dietrich Genscher. Und Masur kommt mit einer Botschaft
auf die Bühne der Philharmonie, die aussah wie ein Fernsehstudio. „Die Musik
muss in Deutschland wieder eine größere Rolle spielen, auch im täglichen
Leben“, sagt der 83-Jährige. Musik vermittle Harmonie und den Sinn für
Gemeinschaft. „Wenn ein Kind seine Mama singen hört, weiß es, dass die
Mutter glücklich ist.“
Als großer Verdienst Masurs gilt sein Engagement für den Wiederaufbau des
Gewandhauses in der Innenstadt Leipzigs. Mit dem Gewandhausorchester gab
Masur als Kapellmeister weltweit in 27 Jahren über 900 Konzerte.
Die größte Crossover-Einlage liefert Ex-Police-Sänger Sting, als er
zusammen mit den Essener Philharmonikern „Every Little Thing She Does Is
Magic“ spielt. „Gute Performance, aber kein Preis“, kommentiert Gottschalk.
Weniger populär ist das Fauré-Quartett, das den Preis in der Kategorie
„Klassik ohne Grenzen“ bekommt. Zeitgenössische Musik auf der großen Bühne,
das ist selten im deutschen Fernsehen. „Ihr werdet doch bestimmt öfter mit
dem Forellen-Quartett verwechselt“, scherzt ein gut gelaunter Gottschalk.
Für ein bisschen Glamour sorgen auch die Nachwuchskünstlerinnen Olga Scheps
(24) und Alice Sara Ott (22). „Diese Damen hätten auch bei Heidi Klum gute
Chancen gehabt“, sagt Gottschalk.
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