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Sächsische Zeitung vom
1.2.2008 |
Bernd Klempnow |
Nicht nur verführerisch im Gesang - der neue Pavarotti aus Deutschland
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In Mailand und New York ist Tenor Jonas
Kaufmann bereits ein Star. In seiner deutschen Heimat soll er es nun dank
medialer Großpräsenz werden. |
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Ob Mimi, Carmen oder Tosca - keine der nicht
unkomplizierten Opernheldinnen dürfte sich lange bitten lassen, wenn Jonas
Kaufmann bittet. Der deutsche Tenor hat eine Stimme mit so dunkel
leuchtender Klangfarbe, die verführt: die einen zum Lauschen, die anderen
zum Träumen. Entziehen kann man sich ihr auch deshalb nicht, weil Kaufmann
viele Arien so intensiv gestaltet, als ginge es um sein Leben. Selten klingt
Oper so mehrdimensional - selbst noch auf einer mäßigen, weil mit weitgehend
dumpf spielendem Prager Orchester produzierten CD wie der aktuellen
"Romantic Arias".
Die Ignoranz der Intendanten
Jonas Kaufmann soll mit dieser Scheibe eigentlich den deutschen Markt
aufrollen. Denn der 38-Jährige ist international bereits ein Star.
"Vermutlich der größte deutsche Tenor der Gegenwart", jubelte der britische
"Guardian", während New Yorker Blätter die "mühelose Klarheit der Stimme,
aber auch das Aussehen und die Lässigkeit wie bei einem Rockstar" feiern.
Nur in der Heimat kennen eher wenige den Münchner: Weil die entscheidenden
Intendanten ihn lange ignoriert haben. Weil er bislang auf Platten kaum Wert
gelegt hat. Und wenn Aufnahmen entstanden, dann wurden sie schlecht
vermarktet. Mit dem Jahr 2007 änderte sich viel - der Medien-Tenor Rolando
Villazon geriet in eine Stimmkrise. Seine Plattenfirma um die Deutsche
Grammophon "entdeckte" Kaufmann als Ersatz. Dabei steht der Künstler seit
1994 auf den Bühnen als romantisch-schwärmerischer Akteur im italienischen,
französischen und deutschen Repertoire. Seine Platte mit Rührendem von Bizet
bis Puccini, von Verdi bis Wagner zeugt von der großen Vielseitigkeit. "Ich
liebe tief empfundene Gefühle", sagt der Sänger. Eine nun gestartete mediale
Großpräsenz soll dafür sorgen, dass viele Musikfreunde die CD kaufen.
Passend ist der Tenor derzeit in Berlin, Hamburg und München zu hören.
Familie hatte bislang Vorrang
"Ich habe mich lange der Maschinerie verweigert, weil ich ein normales
familiäres Leben und ein Haus als künstlerische Heimat wollte", so Kaufmann:
Er kenne ja genug wichtige Kollegen und Dirigenten, die viel gefragt, aber
privat einsam seien. Sein Preis: "Bisher keine ganz so große Karriere."
Die Verweigerung scheint vorbei. Der Sänger meint, die Termine im Griff zu
haben. "Ohne diese Vermarktungsautobahn gehen mir zu viele schöne Projekte
verloren." Also lautet der Slogan nun eher: Jonas Kaufmann ist der neue
Pavarotti - nur schlank und sexy. Und als Vater von drei kleinen Kindern
vergeben. Egal, wie verführerisch Mimi, Carmen oder Tosca bitten.
Jonas Kaufmann: Romantic Arias (Decca)
Bildunterschrift :
Träumerischer Blick zur romantischen Musik - der deutsche Tenor Jonas
Kaufmann kann auch mit der Stimme beeindrucken. |
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