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Hessische/Niedersächsische
Allgemeine, Januar 2008 |
Werner Fritsch |
Der Weg zum Startenor
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Jonas Kaufmann will nach den großen
Opernbühnen nun den Plattenmarkt erobern
Die CD-Verkäufe sind zwar auch bei der Klassik rückläufig. Aber um richtig
bekannt zu werden, ist für die Künstler ein attraktiver Plattenvertrag mit
einem großen Label immer noch unverzichtbar. |
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Das beste Beispiel dafür ist Jonas Kaufmann. Der
39-jährige Münchner Tenor singt seit Jahren an den großen Opernhäusern von
New York über London bis Berlin und ist fast hysterisch gefeierter
Publikumsliebling an seinem Stammhaus, der Zürcher Oper. Auch Platten bei
kleineren Labels hat er veröffentlicht. Doch erst sein Album "Romantic
Arias", vor wenigen Tagen bei Decca/Universal erschienen, katapultiert ihn
in die Umlaufbahn der internationalen Spitzentenöre.
Ein deutscher WeltklasseTenor - das gab es eigentlich seit Fritz Wunderlich
(1930 - 1966) nicht mehr. Kaufmann aber könnte dessen Karriere toppen. Denn
der Bayer mit dem Latin-Lover-Charme gilt auch als der Bestaussehende im
Tenorzirkus - einer, der es verdient hätte, zusammen mit Anna Netrebko das
Traumpaar der Oper zu bilden.
Allerdings mag Kaufmann nicht gern auf sein Äußeres angesprochen werden.
"Die Leute sollen über meine Stimme reden", sagte er in einem Interview. Und
dazu besteht auch reichlich Anlass. Denn Kaufmanns volle, abgerundete und
leicht dunkel timbrierte Tenorstimme - selbstverständlich mit brillanter
Höhe - macht ihn zu einem seltenen Universalisten unter den Sängern. Einer,
der sich bei Mozart-Partien wie dem Tamino aus der "Zauberflöte" genauso
wohlfühlt wie bei Verdi und Puccini, etwa als Rodolfo in "La Bohème".
Die Bandbreite seines Repertoires ist enorm. Für die Decca will er demnächst
den Schubert-Liederzyklus "Die schöne Müllerin" aufnehmen. Gleichzeitig
singt er an verschiedenen Opernhäusern schwere Wagner-Partien wie den
Parsifal und den Lohengrin.
Ein enormes Pensum, das sich Kaufmann auferlegt in einem Betrieb, da die
meisten Sänger sich auf ein eher schmales Repertoire - entweder deutsches
oder italienisches Fach - festlegen. Doch seiner Stimme tue die Abwechslung
gut, sagt Kaufmann. Um sein Stimmkapital zu schützen, begrenzt er die Zahl
seiner Auftritte und sagt Vorstellungen konsequent ab, wenn er
gesundheitlich nicht topfit ist.
Außerdem legt Kaufmann Wert auf das Familienleben und verbringt viel Zeit
mit seiner Frau und seinem Sohn. Ungewöhnlich in einer Zeit, da Gesangsstars
meist ein rastloses Jetset-Leben führen.
Mit seinem Debüt als Exklusivkünstler der Decca ist auch Kaufmann in die
Mühlen der Vermarktung geraten. Die Universal-Tochter macht viel Werbung,
sorgte aber weder für erstklassige Begleitmusiker noch für eine optimale
Tontechnik. |
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