Neue Zürcher Zeitung, 24. Januar 2005
Thomas Baltensweiler Opernhaus Zürich, 22. Januar. © Neue Zürcher Zeitung AG
Karriereplanung eines Sängers
Gespräch mit Jonas Kaufmann im Foyer des Opernhauses
Der Tenor Jonas Kaufmann hat sich in Zürich als MozartInterpret eingeführt. Mit dem Florestan in «Fidelio» und der Titelrolle von Gounods «Faust» hat er inzwischen aber begonnen, auch in dramatischere Gefilde vorzudringen. Umso interessanter war es, dem Sänger am Samstagnachmittag bei einem Foyergespräch zu begegnen, wo er für die erkrankte Marijana Mijanovic einsprang. Die Fragen des Dramaturgen Michael Küster zielten primär auf den Verlauf von Kaufmanns Karriere ab.

Der in München geborene Sänger trat 1994 ein festes Engagement in Saarbrücken an. Doch nach nur zwei Jahren habe es ihn «in die Freiheit getrieben ». Die Zugehörigkeit zu einem Ensemble berge für einen jungen Sänger die Gefahr, dass er sich in allzu unterschiedlichen Partien verausgaben müsse, und erlaube es nicht unbedingt, langsam in ein bestimmtes Fach hineinzuwachsen. Das erste grosse Haus, an dem Kaufmann in verschiedenen Produktionen mitwirken konnte, war die Staatsoper Stuttgart. Unterdessen ist das Opernhaus Zürich sein Heimathafen; Kaufmann ist es im Hinblick auf sein Familienleben wichtig, einen solchen zu haben.
Ein Vorteil Zürichs ist laut Kaufmann die Intimität des Hauses. Hier erübrige sich die Sorge, ob man mit der Stimme den obersten Zuschauerrang erreicht. Gleichzeitig und diese Kombination erachtet Kaufmann als einmalig treffe er hier auf Sängerkollegen und Dirigenten, die sonst nur an den grössten Häusern tätig seien. Kaufmann möchte sich immer wieder neue Ziele stecken, zumal er die Zeit der Spezialisierung, in der ein Sänger mit einer Handvoll Partien durch die ganze Welt reist, für abgelaufen hält. Aber wenn er eine neue Rolle in Angriff nehme, sage er vorsichtshalber zunächst nur für eine Produktion zu. Im deutschen Fach ist nach dem Florestan und dem «Freischütz»Max noch «Kräftigeres» geplant.

Auch das französische Repertoire will Kaufmann weiterhin pflegen. Nach seiner Einschätzung habe er allerdings eine italienische Stimme, und in der Tat singe er oft in «La Traviata» und «La Bohème», wenn auch nicht in Zürich. Hier wird seine nächste Partie der Nerone in Monteverdis «L'incoronazione di Poppea» sein; im März ist er ausserdem mit Schuberts Liedzyklus «Die schöne Müllerin» zu hören.






 
 
  www.jkaufmann.info back top