hr2-kultur - CD-Tipp, 17.02.2014
Von Natascha Pflaumbaum
 
Einzigartig, aufwühlend: Jonas Kaufmann singt Franz Schuberts "Winterreise"
Jonas Kaufmann wird von vielen im Moment als der beste Tenor der Welt in seinem Fach gehandelt. Er singt an den großen Opernhäusern dieser Welt, an der Met, im Royal Opera House in London, an der Mailänder Scala. Und jetzt das hier - man muss es sich anhören.
 
Stimme mit Kraft und Schmelz

Jonas Kaufmann hat die "Winterreise" aufgenommen – jenen leicht düster-depressiven Liederzyklus von Franz Schubert. Und alle, die eine Vorliebe für Schubert und das Kunstlied haben und diese herzzerreißende Form von unerfüllter Liebe, um die es hier geht, hören hin. Muss man.
Ein besonderer Hinhörer ist Jonas Kaufmann in Schuberts Lied "Nebensonnen". 2 Minuten 37 höchste Dramatik. Es passiert so viel in dieser kurzen Zeit, und genau das ist Jonas Kaufmanns großes Talent: dass er auf kleinstem Raum so eine Dichte an Gefühl schaffen kann. Erst dieser versonnene Anfang mit dem Blick in den Himmel – am Ende dann das Aufbäumen eines Verzweifelten, der sich nach der Dunkelheit sehnt. Jonas Kaufmann zeigt diesen Wankelmut nicht als bloße Gefühlsschwankung eines Unreifen, sondern als zwei Seiten einer Medaille. Darum wirkt seine Darbietung auch so glaubwürdig.

Packend!

Die ambivalenten Gefühle, also diese Gefühle, die sich schnell in ihr Gegenteil verkehren können, sind ein Thema in diesem Liederzyklus – das andere sind die besonderen Atmosphären, die Schubert hier musikalisch ausmalt. Zum Beispiel in dem Lied "Die Krähe". Kaufmann säuselt es zu Beginn fast ein bisschen traumversunken – wie eine Geschichte aus einer anderen Welt.

Diese Winterreise ist kräftig, sie aufwühlend, pulsierend, nie leise, sondern packend direkt. Um jeden Preis.









 
 
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