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rbb, 13.02.2013 |
Kai Luehrs-Kaiser |
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Jonas Kaufmann singt Wagner - Ist Jonas Kaufmann ein echter Wagner-Tenor? |
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Vergleichsweise schon, wenn man bedenkt, dass er es nie sein wollte. Die
Vielfalt seiner Tourpläne – heute Tamino, morgen Parsifal; heute Siegmund,
morgen Faust – hat er bis heute erstaunlich konsequent durchgehalten. Doch
macht Vielseitigkeit nicht nur frei, sondern führt auf der neuen CD, seiner
ersten mit Wagner, auch zu befremdlichen Qualitäten. Steife Töne.
Vokalverfärbungen („Ritter“ zu „Retter“). Kaufmann singt weit hinten im
Gaumen, was der Stimme Strahlkraft nimmt. Um Volumen und heroische Töne zu
simulieren, dunkelt er seinen Tenor ein und drückt von unten nach. Das wirkt
in etwa so, wie wenn man zu Gruselzwecken nachts eine Taschenlampe unters
Gesicht hält (so wie sich ja Kaufmann tatsächlich auch auf dem Cover seiner
CD präsentiert).
Nicht wirklich gut Von Rienzi bis Siegmund, von
Lohengrin bis Siegfried und Tannhäuser erstreckt sich der Ritt dieses
Programms (von den ganz schweren Sachen fehlt nur Tristan). Kaufmann wagt
sich sogar an die Tenor-Fassung der Wesendonck-Lieder, von der mir (wegen
der schwierigen Gratwanderung) keine einzige gelungene Aufnahme bekannt ist.
Manchmal zu langsam, aber schlagkräftig und farbig begleitet Donald
Runnicles mit dem Orchester der Deutschen Oper. Kaufmann gibt Glamour,
Runnicles Kompetenz. Diese CD – fast Kaufmanns beste – mag die Auffassung
nähren, dass er ein leicht überschätzter Sänger ist. Was nichts daran
ändert, dass er im Star-Zirkus von Live-Aufführungen eine Stütze bleibt und
mühelos für fulminante Abende sorgen kann. |
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