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BR Klassik, 09.02.2013 |
Autor: Annika Täuschel |
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Jonas Kaufmann singt Szenen aus Wagner-Opern |
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Silbern ist die Farbe, die man gemeinhin mit Wagners "Lohengrin" assoziiert.
Man muss kein Synästhetiker sein, um das zu verstehen. Erst recht nicht,
wenn das Orchester der Deutschen Oper Berlin unter Donald Runnicles diese
Klänge wunderbar irisierend, hell und strahlend fabriziert. Draufsetzen, mit
seiner dunklen, baritonalen und immer satter, kräftiger werdenden Stimme,
darf sich im Fall dieser neuen Wagner-CD der Tenor Jonas Kaufmann.
Bei seiner ersten, damals noch gemischten Wagner-Platte ("Sehnsucht")
stilisierte sich Kaufmann auf dem Booklet sehnsuchtsvoll als Kunstfigur;
dieses Mal blickt er einen direkt an. ER ist es jetzt - nicht übermütig,
aber sich seiner selbst bewusst - der Wagner gegenübertritt. "Kaufmann
Wagner" steht, als Programm, in großen Lettern vorne drauf. Ein Duell? Oder
doch ein Duo…
Man hört Neues von Jonas Kaufmann auf dieser CD: die
zweite, von Wagner selbst gestrichene Strophe der Gralserzählung. Man hört
ihn mit Rienzi, mit Siegfried: die Winterstürme weichen den Wälserufen. Und
man hört Jonas Kaufmann mit der Romerzählung aus dem "Tannhäuser". Die habe
ihn in der Vorbereitung am meisten gesorgt, die habe ihn dann in der
Produktion am meisten berührt.
Jonas Kaufmann singt gerade im
Pianissimo immer noch guttural, dunkelt ab, was die Intonation bisweilen
gefühlt nach unten zieht - die Kritik an diesem Stil, dieser Technik ist
bekannt. Aber seine Stimme wächst (im Tannhäuser vielleicht am deutlichsten)
kraftvoll und ins Heldenhafte, eröffnet neue dramatische Ausdruckswelten,
ohne die Zwischentöne, das messe di voce zu verlieren, ohne an Prägnanz und
Artikulation einzubüßen. "Kaufmann Wagner" ist hörbar eine Begegnung auf
Augenhöhe, gerade auch bei den schweren Partien. Das Prädikat "nur silbern"
sei drum allein aus Gründen der Synästhesie verliehen. |
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