Opernglas, 9/2013
M. Lehnert
 
CD-News - Verdi Solo
Jetzt aber: Vor einigen Monaten huldigte Superstar Jonas Kaufmann mit einem neuen Album und noch bei Universal Classics dem einen Komponistenjubilar (Richard Wagner) auf unnachahmliche Weise und höchstem Niveau. Und nun ist auch schon seine Verdi-Hommage bei Sony veröffentlicht worden.
 
Es zeigt, wie nachhaltig der deutsche Tenor auf der Höhe seiner Kunst angekommen ist, denn in einer ähnlichen Rasanz, so erinnert man sich, stand nur ein Plácido Domingo auf dem Höhepunkt seiner Tenorkarriere und Leistungsfähigkeit, als er gleichsam auf allen Hochzeiten tanzte, wie es so schön heißt. Hört man sich die Vortragskunst Kaufmanns genau an, so mag in den Eingangsnummern, dem Tenorschlager aus »Rigoletto« und vor allem der „Celeste Aida" einem Diminuendo und einer Pianokultur gefrönt werden, die für sich genommen manieriert wirken können. Der weitere Verlauf der präsentierten Nummern auf dieser klug zusammengestellten und aufgebauten CD verleiht dem dennoch Sinnhaftigkeit, ohne dass Verdis Musik zum Vehikel eitler Selbstdarstellung gerät. Denn das Piano ist vollendet, klangschön, und die betörenden Töne spielen mit dem Ohr des Hörers. Nach der schön geschmetterten Canzone des Riccardo aus dem »Maskenball« tut sich mit dem kraftvoll und intensiv in den Farbtopf greifenden Orchestra dell' Opera di Roma unter dem zupackenden Pier Giorgio Morandi eine hochdramatische Klangemotion auf. In der betont langsam genommenen Arie des Manrico aus dem »Trovatore« wandelt der Tenor auf der einmal mehr mit Domingo vergleichbaren Ausdruckspalette, liefert schönes Legato auf langem Atem mit angetippter "Träne" im Ton. Dann gelingt „Di quella pira", die berühmte Stretta, ebenso brillant wie die vertrackte Arie des Rodolfo aus der »Luisa Miller«, wieder sehr getragen im Tempo und etwas verhangener im Klang. Das viril wirkende, dunkle und eine breite Stimme suggerierende Timbre Kaufmanns kommt in den Ausschnitten der Tenorpartien aus »Don Carlo« und der »Forza« sowie als Otello am besten zur Geltung. Es würde nicht wundern, wenn die letztgenante Rolle nicht nur im Studio, sondern wie die beiden anderen auch auf der Bühne von ihm präsentiert würde. Alle drei Opern müssten eigentlich sofort komplett mit ihm aufgenommen werden, denn wie lange ein solcher Zenit einer Karriere und von stimmlichen Möglichkeiten andauert, weiß man nicht. Sehr stimmungsvoll gerät die Chorszene des Carlo aus den »Masnadieri«, und mit dem Bonus-Track, der Macduff-Arie aus dem »Macbeth«, fügt sich ein Verdi-Spektrum, das in diesem Jubeljahr weit und breit kein anderer Sänger, geschweige denn ein Tenor aufbieten kann. Bislang der wichtigste Beitrag zu diesem Verdi-Jahr auf CD oder Bühne.







 
 
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