Deutschlandfunk, 06.09.2015
Von Klaus Gehrke
 
[Italienschlager und ] Puccini
 
Vielseitigkeit und die perfekte Beherrschung des Kernrepertoires gehören zu den Voraussetzungen einer erfolgreichen Musikerkarriere. Beides trifft auf die Tenöre Juan Diego Floréz und Jonas Kaufmann zu, die nun mit "Italia" und "The Puccini Album" zwei sehr unterschiedliche Produktionen vorgelegt haben.
 
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Bekanntes und Unbekanntes von Puccini

Während Juan Diego Floréz nach seiner letzten CD mit klassischen Liebesarien in "Italia" nun zum Teil in Bereiche der Unterhaltungsmusik vordringt, ist sein deutscher Kollege Jonas Kaufmann nach seinem Ausflug in die Welt der silbernen Operettenepoche wieder zur Oper zurückgekehrt.

Nach seinem Wagner- und Verdi-Album hat er nun eines mit Arien und Szenen aus Werken von Giacomo Puccini vorgelegt. Diese umfassen nicht nur bekannte Nummern aus den großen Opern wie "Manon Lescaut", "La Bohème" oder "Tosca", sondern auch Stücke aus Puccinis nur wenig bekanntem Frühwerk. 1884 wurde dessen erste Oper "Le Villi" in Mailand mit nur mäßigem Erfolg uraufgeführt.

Im Booklet der CD erläutert der Sänger seine zum Teil sehr persönlichen Gründe für die Zusammenstellung. Beispielsweise war die Partie des Ruggero in "La rondine" für ihn ein wichtiger Punkt in seiner internationalen Karriere. Und die Partie des "Des Grieux" in "Manon Lescaut" empfindet er nach wie vor als Härtetest für jeden Tenor.

Für einige Szenen holte Kaufmann sich Verstärkung, etwa den Bariton Massimo Simeoli oder die Sopranistin Kristine Opolais. Sie ist seine Duett- Partnerin im Finale des ersten Aktes von "La Bohème".

Gänsehaut-Musik "Nessun dorma"
Trotz seiner etwas dunkler gefärbten Stimme macht Jonas Kaufmann in seinem "Puccini-Album" deutlich, dass er auch in diesem Bereich ein sehr genau agierender tiefgründiger Interpret ist und seine Spitzentöne souverän beherrscht. Antonio Pappano, mit dem der Tenor oft zusammenarbeitet, leitet das Orchestra nazionale mit Schwung, Verve und Sinn für Details.

Das Album trägt übrigens den Titel "Nessun dorma": Diese Arie des Prinzen Kalaf aus dem dritten Akt von Puccinis Oper "Turandot" sang im eingangs erwähnten Konzert der drei Tenöre 1990 in Rom Luciano Pavarotti und machte sie damit noch einmal zu einem Welthit. Auch Jonas Kaufmann blieb davon nicht unberührt: "Damals, wenige Tage vor meinem 21. Geburtstag, habe ich Luciano Pavarotti, Plácido Domingo und José Carreras sehr um diesen Hit beneidet", schreibt der Tenor im Booklet. "Ich selbst habe mich lange Zeit nicht an "Nessun dorma" herangetraut: Zu groß war mein Respekt vor der Magie und der unglaublichen Sogkraft dieser Arie. Und noch heute bekomme ich jedes Mal Gänsehaut, wenn ich sie höre."








 
 
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