Jonas
Kaufmann überzeugt als Parsifal – ganz im Gegensatz zu François
Girards blasser Personenregie
Welch ein hoch attraktiver
Gralssucher ist dieser Jonas Kaufmann! Er singt mit vor viriler
Kraft strotzender, baritonal grundierter Tenor-Erotik, geht
vollends auf in der Partie des Parsifal, die derzeit nicht
besser zu besetzen ist. Ähnliches gilt für den überragenden Bass
René Pape, auch er ein New Yorker Publikumsliebling. Den
gigantischen Part des Erzählers Gurnemanz legt er wortklar und
höchst differenziert, pastos, doch ohne Pathos und
Altväterlichkeit an. Die im Saal der Met überwältigende
Bildmacht der Inszenierung mit ihren eindrucksvollen, farblich
changierenden Wolken-Videos freilich enttäuscht auf DVD. Denn
Regisseur François Girard ersetzt zwar Otto Schenks romantischen
Naturalismus der Vorgängerproduktion durch einen heutigen
Realismus, ohne aber seine Übertragung in der Personenregie zu
beglaubigen. Die bleibt bieder, ohne psychologische Feinarbeit,
die Figuren gehen uns einfach viel zu wenig an.
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