Bühne, Mai 2020
(rf)
 
JONAS KAUFMANNS OTELLO
Triumph für Verdi
 
Die Veröffentlichung musste krisenbedingt auf Mai* verschoben werden, aber jetzt ist er endlich da, der Otello mit Jonas Kaufmann. Und das Warten hat sich nicht nur für die Fans des Tenors gelohnt, sondern für alle, die Verdi lieben. Die Einspielung ist nämlich weit mehr geworden als ein Vehikel für den Titelinterpreten. Ganz im Gegenteil: Die eigentliche Sensation findet im Orchester statt. Nicht nur, dass Antonio Pappano Verdis Partitur mit Verve und Leidenschaft erfüllt, er legt darüber hinaus größten Wert auf die Befolgung aller Angaben der Partitur. Auch gesungen wird ganz auf seiner Linie, und es ist eine Freude zu hören, wie Carlos Alvarez jede Nuance des intriganten Jago herausarbeitet. Federica Lombardi hat die ideale Spinto-Stimme für die Desdemona, geschmeidig und doch zur Attacke fähig. Während Jonas Kaufmann bei seinen ersten Takten noch ermattet und stimmlich erschöpft klingt, läuft er in allen weiteren Szenen zur Höchstform auf, und es offenbart sich dem Ohr ein in Phrasierung und Gestaltung nahezu vollendetes Porträt. Kaufmann klingt in den dramatischen Passagen kraftvoll, seine eigentliche Stärke kann er aber in der Mezza Voce ausspielen, wo ihm atemberaubende Momente von berückender Schönheit gelingen. Ein Sieg auf ganzer Linie — und ein Triumph für Verdi!

* Juni






 
 
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