
Eine seltene Vokalsache. Die Plattenfirma ermöglicht nicht nur ihrem
Startenor ein neues Rezital (der freilich sein gegenwärtiges
Arienrepertoire und vieles mehr bereits erschöpfend eingespielt hat),
sie nimmt auch noch einen sehr guten, ihm vertrauten Bariton hinzu und
lässt die beiden die schönsten italienischen Opernduette für diese
Stimmen-Kombo vor den Mikrofonen singen. Das funktioniert, Jonas
Kaufmann und Ludovic Tézier sind ein eingespieltes Team, sehr gut vor
allem bei der von beiden oft gesungenen „Forza del destino“, wo beide
Protagonisten sich in Aggression wie (weil einander nicht erkennend)
falscher Zuneigung singend zugetan sind.
Alle drei
Duett-Begegnungen sind anders, hier sprachlich wie vokal allerfeinst
ausgekostet. Was tut es, dass es diese von einem Münchner Mitschnitt
bereits auf DVD gibt, Kaufmann zudem als Otello mit dessen großem Duett
(mit Marco Vratogna und Carlos Álvarez) bereits zweimal bei seinem Label
vertreten ist? Er und der emotional etwas abwägendere Tézier mischen
sich gut in ihren Timbres, das ist Operngesang der besseren Art.
Freilich hätte man sie beide lieber schon vor einigen Jahren ins Studio
locken sollen, sie sind über 50, die Frische vokaler Jugend liegt hinter
ihnen. Vor allem bei Kaufmann klingt es inzwischen gewohnt gaumig und
dunkel gefärbt, da würde man sich für „La bohème“, „La Gioconda“, und
ganz besonders „Don Carlos“ einfach frischere, funkelndere Stimmen
wünschen. Und auch wenn man nur in vier von neun Titeln inhaltlich
übereinstimmt, das bisher legendäre Tenor-Bariton-Duo auf Platte, Jussi
Björling und Robert Merrill von 1950/51, es bleibt unerreicht. Dafür
liefern Antonio Pappano und sein Orchester der Akademie St. Cecilia Rom
die bestmögliche Italo-Untermalung.
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