Martin
Kušej nutzt Verdis knallige Zufallsdramaturgie zur eindrucksvollen, wenn
auch eher pauschalen Darstellung einer verrohten Welt mit überlebensgroß
bürgerlichen Bühnenbildern: Esszimmer, Gemeindesaal, zerstörte Hausfassade,
das Kreuz als Fetisch von Hoffnung und Verzweiflung. Hier hat jeder nur das
eigene Wohl und Weh im Kopf, selbst die Liebenden. Erst im allerletzten
Moment überwindet Alvaro die räumliche Distanz zur sterbenden Leonora. Der
gibt Anja Harteros all ihre Musikalität, Innigkeit und Pianokultur mit, auch
wenn sie eine zu übersteuert wirkende Psychopathin darzustellen hat. Ihren
Widerpart füllt Jonas Kaufmann stimmlich kraftvoll, nicht sehr
differenziert, aber bemerkenswert mühelos und klangschön aus. Asher Fisch
winkt Musik und Stars kompetent durch, Nadia Krasteva brilliert als
Preziosilla, die Herren in den tiefen Stimmfächern singen imposant und
gestalten ein wenig phlegmatisch.
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