IOCO, 31. Oktober 2014
IOCO / UGK
 
Jonas Kaufmann, Du bist die Welt für mich
Eine neue Kaufmann-CD ist auf dem Markt, von vielen sehnsüchtig erwartet, weil, und das ist das besondere, er singt zum ersten Mal Operetten-Titel.

Schon nach dem ersten Hören einiger Stücke fragt man sich, warum nicht schon eher. Nun ist sie da und wird mit Sicherheit sehr viele erreichen. Nicht nur eingefleischte Kaufmann-Fans, sondern auch Freunde der Operette, sowie alle, die Freude an der leichten Muse im Allgemeinen haben.

Die 16 Titel die er singt, sind nicht nur Operetten-Arien, sondern auch Film-Schlager. Aber diese CD Kaufmanns ist auch seine persönliche Hommage an die Kollegen aus fernen Zeiten, die mit einigen Titeln, die Kaufmann hier singt, sich internationalen Ruf erworben hatten.

Richard Tauber war der Tenor zwischen den Weltkriegen, dem der große Franz Léhar Rollen auf den Leib und in die Kehle schrieb. Mit ihm verbinden sich Operetten wie Das Land des Lächelns, Friederike, Zarewitsch, Paganini und andere.

Jonas Kaufmann singt daraus Titel wie “Gern hab ich die Frau`n geküsst“, “Hab`ein blaues Himmelbett“, “Dein ist mein ganzes Herz“ und “Freunde, das Leben ist lebenswert“. Kaufmanns natürliche, strahlende Höhe (die Tauber sich hart erkämpfen musste) verbunden mit seiner stupenden Musikalität, macht auch Ohrwürmer daraus.

Prächtig klingt auch Kaufmanns Interpretation des Filmschlagers Ein Lied geht um die Welt, mit dem der kleine, große Josef Schmidt über den Äther Weltkarriere machte. Für die Bühne war er zu klein, ganze 155 cm.

Sehr gut gefallen können auch die Titel aus den Operetten Paul Abrahams und Emmerich Kalmans. Kaufmann singt sie mit Schmelz (ohne Schmalz) und Strahlkraft und weiss auch recht gut mit der Mezzavoce umzugehen.

Titel von Werner Richard Heymann Irgend wo auf der Welt, Ralph Benatzky Es muss was wunderbares sein, Robert Stolz Frag nicht warum ich gehe und Mischa Spolianskys Heute Nacht oder nie runden den üppigen Inhalt ab.

Einziger Operntitel auf dieser CD ist das Duett aus Die tote Stadt von Korngold. Die Uraufführung dieser Oper fand am 4. Dezember 1920 gleichzeitig an der Hamburger und der Kölner Oper statt. Das Duett daraus “Glück, das mir verblieb“, gesungen von Lotte Lehmann und Richard Tauber (aufgenommen 1924), wurde zu einem der ersten Hits in der Geschichte der Schallplattenindustrie.

Jonas Kaufmann und seine Partnerin Julia Kleiter singen das wunderschöne Duett auf dieser CD mit Sentiment, aber nicht sentimental und sie können an den Erfolg von “Damals“ anknüpfen.

Absoluter Höhepunkt auf der CD ist Kaufmanns tenorale Prachtentfaltung mit der großen Arie des Schrenk, aus Eduard Künnekes Operette “Die große Sünderin“, die dieser für den damaligen Tenorstar Helge Rosvaenge schrieb. Es ist ein wahnsinniges Stück, das seinem Interpreten alles abverlangt. Kaufmann singt es bravourös.

Ganz fabelhaft klingt das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Jochen Rieder. Kein bombastisch aufgeblähter sinfonischer Sound ist zu hören, sondern ein abgespeckter, schlanker Klang, für die Preziosen der silbernen Operettenära maßgeschneidert.

Sehr gut gelungen ist die dem Album beigefügte DVD. In vielen kleinen Sequenzen erfährt man von den Aufnahmesitzungen und erlebt kurze Takes aus dem Konzert nach den Aufnahmen. Kaufmann plaudert über “the making of“, und weis sich charmant und unaufdringlich ins beste Licht zu setzen.

Edel, ja fast schon luxuriös, ist die Aufmachung dieses Albums. Das umfangreiche Booklet bietet viel Wissenswertes.

Die CD ist absolut empfehlenswert für alle, die Jonas Kaufmann lieben und für alle, die schwelgen wollen in Operettenseligkeit. Überall im Handel schon erhältlich, wäre es auch ein Schmuckstück unterm Weihnachtsbaum.









 
 
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