Nach
Piotr Beczałas Richard-Tauber-Reminiszenzen, nun auch Jonas
Kaufmann mit Derartigem. Schön, dass sich die heutigen
Spitzentenöre, gemäß früheren Traditionen, solche „Schmonzetten“
quasi wieder auf der Zunge zergehen lassen; jedenfalls tut das
Kaufmann. Der historische Combosound, den das
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Jochen Rieder bei
einigen Stücken dazu beisteuert, zaubert den richtigen
Stimmungsrahmen. – Schon vor Monaten hatte mir ein Bekannter von
den Aufnahmesitzungen vorgeschwärmt, bei denen er zugegen sein
konnte.
Geradezu überrascht wird man gleich zu Beginn von
Kaufmanns becircenden Schmeicheltönen, um dann beim „Aufmachen“
mit seinen prachtvollen Strahletönen zu glänzen. Vollkommen
bruchlos führt Kaufmann seine Stimme durch alle Register und
spielt höchst raffiniert und mühelos mit der Dynamik. Es gelingt
ihm gar, aus dem Tauber’schen Höhen-Falsett den Ton zu voller
Blüte aufgehen zu lassen, auch das bruch- und mühelos.
Konnten sich die australischen Schreiberlinge bei Kaufmanns
Debut in Sidney (10.08.) zunächst gar nicht genug über sein
Filmstar-Aussehen einkriegen – „das ist genau der Typ Mann, vor
dem unsere Mütter uns früher gewarnt haben…“, schrieb einer
(natürlich ließen sie sich anschließend auch über Kaufmanns
außergewöhnliche Tenorstimme aus). Dazu passt nun wunderbar das
tenorale Schmachten bei all diesen alten Schlagern. Wenn das
nicht vokale Total-Verführung ist!
Nachdem Kaufmann
Künnekes „Lied vom Leben des Schrenk“ (quasi eine dramatische
Arie) mit einem hohen C gekrönt hat, schließt die CD, etwas vom
übrigen Programm abweichend, mit Korngolds „Glück das mir
verblieb“, assistiert vom jugendlichen Sopran der Julia Kleiter,
die vorher schon bei zwei Nummern dabei ist.
Das üppige
Booklet bietet neben reichlich Informationen auch hübsche Fotos
vom Tenor, vor historischem Mikrophon (aber zum Glück nicht mit
Zylinder, wie bei Beczała). Bei der Luxusausgabe ist eine
Bonus-DVD dabei mit netten Aufnahmen von der Foto-Session,
Interviews in D + E und Muster- Sequenzen von den Aufnahmen. Wer
es letztlich ganz oldfashioned mag, der kann sich das Ganze auch
auf Vinyl-LP anschaffen… |