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Fono Forum, Mai 2014
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Manuel Brug
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Alles nur geträumt |
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Träume
vom "Fliegenden Holländer", amerikanische Träume und die traumhafte
Stimme von Jonas Kaufmann: Die DVD-Neuerscheinungen bieten in diesem
Monat viel Abwechslungsreiches auf hohem Niveau — darunter auch eine
interessante Wiederentdeckung aus DEFA-Tagen.
Ausschnitt über Ariadne:
..................Zweimal ist Kaufmann auf DVD auch bei den Salzburger
Festspielen zu erleben......
............Ebenfalls aus Salzburg,
ein Jahr früher festgehalten, gibt es Jenas Kaufmanns sexy Bacchus im
Leopardenanzug und mit reinem Silber in der Stimme in „Ariadne auf
Naxos". Nach dem italienischen "Rosenkavalier"-Sänger wohl sein letzter
Beitrag zu diesem Komponisten, der die Tenöre nicht eben schätzte. Denn
den Apollo in „Daphne" oder den Kaiser in der „Frau ohne Schatten",
beide sehr hoch liegend, wird er sich wohl im gegenwärtigen
Karrierestadium seines immer baritonaler grundierten Tenors nicht mehr
antun. Mit guttural-gleißenden Tenortönen haucht er erotisches Restleben
in dieses „in Schönheit Sterben". Neben ihm liefern Emily Magee als
Ariadne und Elena Mosuc als Ariadne routinierte Rollenstudien; auch der
harsche Daniel Harding am Pult der wenig charmanten Wiener
Philharmoniker hat schon aufregender dirigiert.
Bedeutung wird
diese Aufzeichnung freilich haben, weil es die erste der
„Ariadne"-Urfassung von 1912 ist. Deshalb fehlt hier der Komponist des
1916 nachgelieferten Vorspiels, dafür gibt es eine spezielle Fassung von
Molières lachhafter Parvenü-Komödie „Der Bürger als Edelmann", zu der
Strauss einst Tänze, Arien und Divertissements komponiert hat. Während
die Oper selbst ohne besondere Regievorkommnisse abschnurrt, wird der
Inszenator Sven-Eric Bechtolf im etwas überlangen ersten Teil vehement.
Er hat zu dem mit Hofmannsthal-Einwürfen aus dem späteren Vorspiel
durchmischten Molière-Digest noch eine dritte, autobiografische Ebene
hinzuerfunden: eine platonische (?) Briefliebesgeschichte zwischen dem
sich unter seine Figuren mischenden Dichter (mürb-resignativ: Michael
Rotschopf) und der frisch verwitweten Gräfin Ottonie (feinherb: Regina
Fritsch). Sie sollen - auch in ihren Kostümanspielungen - die motivische
Brücke zur Oper schlagen. Cornelius Obonya gibt einen
kindisch-mutwilligen Monsieur Jourdin, und Peter Matic ist hochnäsig der
Haushofmeister. Heinz Spoerli hat putzige Lakaientänze samt einem unter
der Wärmeglocke hervorspringenden Küchenjungen-Hüpfer erdacht. Und die
Schauspielbegleitmusik zitiert geistvoll und modern Lully und Wagner,
vor allem aber Strauss. Die Nähe zum erst später mit Pergolesi
neoklassisch experimentierenden Igor Strawinsky wird immer
evident..............
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