
Irren wir nicht, ist es einmalig in der Geschichte der vielen
„Aida“-Gesamtaufnahmen für den Weltmarkt, dass beide Hauptrollen mit
deutschen Sängern besetzt sind.
Gleichviel: Es bat der
wundervolle, in seinen Opern-Dirigaten plastisches Musizieren nie mit
oberflächlicher Theatermalerei verwechselnde Antonio Pappano für diese
„Aida“-Aufnahme Jonas Kaufmann als Radames und die aus dem Bergischen
Land stammende Anja Harteros in Roms Parco della Musica.
Ein Coup
für die Akustik ist die Wahl des Riesensaals mit seinen fast 3000
Plätzen allemal. Pappano arbeitet in äußerst raffinierter Staffelung mit
Klängen aus Ferne und Nähe, das Martialische des Kriegszustandes im
Alten Ägypten schärfte er gar, indem er Bläser einer staatlichen
Polizeikapelle rekrutierte.
Detailversessener Ehrgeiz
Zwei
Helden hat die Neuaufnahme: Kaufmann, der nicht nur, (auf Bergonzis
Spuren) durch eine überwältigend schöne Umsetzung seiner Auftrittsarie
„Celeste Aida“ besticht, da er das hohe B per „Diminuendo“ (also langsam
verschwindend) Verdi-gerecht poetisiert. Kaufmann ersingt Abgründe der
gefürchteten Partie, selbstlos leidenschaftlich wie Jon Vickers, nur
weniger gefährdet. Der andere Held ist Pappano, der der unter seiner
Ägide endlich wieder glänzenden Accademia di Santa Cecilia eine
subtil-feinnervigen, zugleich hochgespannte Klangexotik abringt:
Referenzklasse.
Anja Harteros darf man nicht mit legendären
Verdi-Heroinen (Price etwa) vergleichen. Sie unterläge. Die intimen
Szenen der Verzweiflung und Zerrissenheit glücken umso schöner. Ludovic
Teziers Amonasro fehlt trotz schöner Farben der Furor (man denke an
Metternich, Warren, Bastianini) des rasenden Vatertiers. Ekaterina
Semenchuk hat Stärken eher im oberen Register.
Die angekündigte
Sensation lässt sich also kaum für alle Partien bestätigen. Unseren
Respekt für den detailversessenen Ehrgeiz dieser Deutung schwächt das
wenig.
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