Westfälische Nachrichten, 16.10.2015
Von dpa
 
Pappanos triumphale Einspielung der «Aida»
Wahrlich ein Opernspektakel! Maestro Antonio Pappano hat mit einer hochkarätigen Besetzung Verdis Meisterwerk «Aida» eingespielt, das zu Recht den Ruf hat, eines der erfolgreichsten und grandiosesten musikalischen Bühnenwerke zu sein.

Mit seiner Einspielung zeigt Genie Pappano, dass die Tradition der großen Opern lebendig ist. Der Italiener hat dafür eine Reihe erfahrener Künstler um sich versammelt - ein «Aida»-Cast der Luxusklasse, von denen zwei der Stars ihr «Aida»-Debüt geben.

Die Titelrolle singt, zwischen Liebesrausch und Verzweiflung schwankend, die Verdi-erprobte deutsche Sopranistin Anja Harteros. Es ist ihr erster Auftritt als Prinzessin Äthiopiens, und sie stemmt den dramatischen Part der Aida mit inbrünstiger Hingabe: Schöner sterben mit Aida ...

Also starring: Tenor Jonas Kaufmann, dem schwere Heldenrollen nicht fremd sind und der wie gemacht ist für die Rolle des ägyptischen Soldaten Radamès. Bei seiner Charakterstudie überzeugt er mit der Darstellung der weichen und harten Seiten des Feldherrn, der tragischen Figur dieser Oper. Kaufmann imponiert mit seinen Tönen nicht nur weiblichen Hörern. Man möchte ihn unter einer Lawine floraler Wurfgeschosse begraben auf die Knie sinken sehen.

Die russische Mezzosopranistin Ekaterina Semenchuk ist als charakterlich zerrissene Rivalin geübt, denn die Amneris gab sie mit ihren opulenten vokalen Mitteln schon bei Aufführungen in Mailand, Neapel, Verona und St. Petersburg. Ludovic Téziers samtener Bariton gibt Amonasro seine Stimme, dem gerissenen König der Äthiopier, der gut mit seiner Operntocher Aida harmoniert. Und in der Rolle des unerbittlichen Oberpriesters Ramfis glänzt Uruguays berühmtester Bass, Erwin Schrott.

Antonio Pappano, bereits zehn Jahre Musikdirektor der Accademia Nazionale di Santa Cecilia, sorgt mit seinem Klangkörper und einem famosen Chor für den nötigen musikalischen Überbau. Der Dirigent führt Italiens Vorzeigeorchester im Auditorium Parco della Musica zu Höhenflügen.

Der Bau, Sitz der Accademia, liefert für Konzerte von höchster Klangqualität Akustik vom Feinsten. All die räumlichen Effekte, wie den Chor und die «Aida»-Trompeten hinter der Bühne, die Verdi für die Aufführung vorschreibt, konnten in diesem Konzerthausjuwel ohne elektronische Tricks umgesetzt werden. Eine Bleihülle schirmt zudem zuverlässig den römischen Straßenlärm ab, und lässt auch keine Mobilfunksignale eindringen!

Antonio Pappano und die teilnehmenden Künstler zeigten sich von der Aufnahme zu recht begeistert. «Die Atmosphäre dieses Werkes ist ebenso essenziell wie schwer zu fassen, doch tief in mir wusste ich, dass wir sie im Santa-Cecilia-Saal im römischen parco della Musica, der Heimstadt meines Orchesters, einfangen könnten», stellte der Maestro selbst zufrieden fest.

Ludovic Tézier schwärmte: «So machte man vor 30 oder 40 Jahren Aufnahmen. Ganz anders als die heute üblichen Live-Aufnahmen mit späterer Überarbeitung. Hier konnten wir lange Takes ganzer Szenen aufnehmen und sie, wenn nötig, wiederholen.» Und die russische Mezzosopranistin gab euphorisch zu Protokoll: «Diese Aufnahme wird Geschichte schreiben - ich weiß es!»






 
 
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