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Abendzeitung, 18.01.2019 |
Michael Bastian Weiß |
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Damrau, Kaufmann und Deutsch mit Hugo Wolf
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Jonas
Kaufmann, Diana Damrau und Helmut Deutsch mit dem „Italienischen
Liederbuch“ von Hugo Wolf
Es hat dieser Aufnahme
gut getan, dass sie im Konzert vor Publikum entstand. Vor nicht
ganz einem Jahr befanden sich die Sopranistin Diana Damrau, der
Tenor Jonas Kaufmann und der Pianist Helmut Deutsch mit dem
„Italienischen Liederbuch“ von Hugo Wolf auf Tournee. Kurz nach
dem Münchner Gastspiel, das auch in dieser Zeitung besprochen
wurde, entstand in der Essener Philharmonie der vorliegende
Mitschnitt.
Der Käufer braucht nicht auf die
Annehmlichkeiten einer guten Tontechnik zu verzichten. Die
Stimmen sind zwar etwas ferner im Raum postiert, als man das bei
einer Studioproduktion machen würde, doch es ergibt sich somit
ein sehr natürliches, angenehmes Klangbild.
Kleine
Geschichten erzählen Erhalten geblieben sind aber vor allem
auch die Publikumsreaktionen, die den Hörer an der
Live-Atmosphäre teilhaben lassen. Da geht öfter einmal ein
Schmunzeln, ja, ein Kichern durch den Saal. Das gehört zu dieser
Quasi-Inszenierung der Lieder-Sammlung unbedingt dazu. Den drei
Mitwirkenden war bei der Präsentation durchaus bewusst, dass bei
gleich 46 Miniaturen, die teilweise fast im Minutentakt beginnen
und schon wieder verlöschen, die Aufmerksamkeit besonders
gefordert ist.
Deshalb haben sie die ursprüngliche
Reihenfolge radikal umgestellt, um Bezüge herzustellen, ja,
kleine Geschichten zu erzählen. So bescheidet die Sängerin ihrem
Verehrer in der Nr. 10 (hier: Nr. 17) lachend, dass sie zwar
verliebt sei, doch eben nicht in ihn – worauf der solchermaßen
Verschmähte gleich mit seinem Freund ins Kloster gehen möchte.
Damrau gibt hier unwiderstehlich die kleine Kokette, Kaufmann
dunkelt seinen oftmals fast baritonal wirkenden Tenor in halb
ernstem, halb komischen Beleidigtsein ab. Diese Affekte teilen
sich auch ansprechend mit, wenn man das mimische Schauspiel
nicht vor Augen hat.
Vorteilhaft wirkt sich auf diese
subtil szenische Version aus, dass beide Sänger auch überaus
plastische Bühnenfiguren sind, sie die leichte, oftmals komische
Jugendliche, er der männlich-gereifte Held. Dennoch bleibt der
intime Charakter der Lieder erhalten, weil Damrau und Kaufmann
bei aller geheimen Dramatik ihre Stimmen zügeln und viele Linien
leise singen. Und schließlich sorgt ja auch noch der seriöse
Helmut Deutsch am Flügel dafür, dass es nicht allzu opernhaft
wird.
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