Tagesspiegel, 9.7.2023
Von Justus Jansen
 
Konzert, Waldbühne Berlin, 8. Juli 2023
Jonas Kaufmann in der Waldbühne: Euch ist mein ganz Herz
 
In der Waldbühne präsentieren der Startenor Jonas Kaufmann und das Rundfunksinfonieorchester Berlin italienische Opernklassiker und Schmachtfetzen. Ein Abend, der das Publikum verzückt.

Die Waldbühne ist noch leer, da liegt schon ein Hauch von großer Oper in der Luft. Der umtriebige Eisverkäufer preist mit einer eigenen kleinen Arie seine Produkte an, singt laut und überraschend sauber von den Vorzügen seiner Ware. Als es dann endlich losgeht, zieht Jonas Kaufmann das Publikum sogleich in Bann, mit dem Prolog des Tonio aus Leoncavallos‘ „Bajazzo“. Die Partie ist eigentlich für Bariton geschrieben, sie gelingt Kaufmann gleichwohl aufs Beste.

Überhaupt ist der Tenor, der an diesem Montag seinen 54. Geburtstag feiert, bei all den Arien von Puccini, Leoncavallo, Giordano und den Operetten-Hits von Franz Léhar oder Johann Strauß herrlich routiniert, souverän und klangstark. Egal, ob Lehárs Auftrittslied des Octavio oder „Ich küsse Ihre Hand, Madame“ von Ralph Erwin (das er als „wunderschönes kleines Juwelchen‘‘ ankündigt): Kaufmann hat das Publikum auf seiner Seite.

Das applaudiert nicht nur immer wieder kräftig, sondern schunkelt auch mit, wenn etwa mit „Dein ist mein ganzes Herz“ als krönender Abschluss des Abends die Mutter aller Schmachtfetzen erklingt.

Zu musikalischen Höhepunkten werden besonders jene Titel, bei denen Kaufmann sich die Bühne mit der Sopranistin Rachel Willis-Sørensen teilt. Ihre Artikulation ist samtweich und detailscharf, ihr kommt weit mehr als nur eine Nebenrolle zu. Besonders gut harmonieren Kaufmann und Willis-Sørensen bei Strauss‘ Duett „Wiener Blut“, wenn die beiden erst innig zusammen singen und anschließend im Walzerschritt übers Parkett schweben.

Trefflich begleitet werden sie vom Rundfunksinfonieorchester Berlin, das unter der Leitung von Jochen Rieder mehr zu bieten hat als die musikalische Grundierung für die satten Klangfarben der Sänger. Rieder weiß mit dem nicht unkomplizierten akustischen Raum der Waldbühne umzugehen, erlaubt dem Orchester einen satten, präsenten Klang, der meist gut fruchtet und problemlos bis in die letzten Reihen des Amphitheaters der Waldbühne aufsteigt.

So gelingt dieser Sommernachtszauber für Fans der klassischen Musik - und Jonas Kaufmann kann mit seiner Sangeskunst den Funken der Begeisterung für die große Oper überspringen lassen.





 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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