Tiroler Tageszeitung, 02.04.2015
Von Jörn Florian Fuchs
 
Verdi: Messa da Requiem, Salzburg, 31.3.2015
 
Opernhaftes Oratorium bei Osterfestspielen
Das Verdi-Requiem beschloss die erste Konzertserie der Osterfestspiele.
 
Salzburg – Nachdem die Salzburger Osterfestspiele mit dem italienischen Operndoppel „Cavalleria rusticana“ und „Pagliacci“ eröffnet wurden, gab es das übliche Trio aus Abonnementkonzerten. Der Fokus lag heuer auf Werken von Peter Tschaikowski und Dmitri Schostakowitsch. Dazu kam Giuseppe Verdis abendfüllende „Messa da Requiem“. Christian Thielemann und seine Sächsische Staatskapelle Dresden interpretierten den zwischen hohem Klageton und manchmal fast geflüsterter Erlösungshoffnung schwankenden Achtzigminüter straff und präzise. Der interpretatorische Spielraum beim Verdi-Requiem ist ziemlich groß, Thielemann wählte eine recht opernhafte Herangehensweise und strukturierte das Ganze als schön verknüpfte Szenenfolge mit fein ausgestalteten Mini-Dramen und knackigen Übergängen. Verdi wurde zu seiner Komposition auch und vor allem durch persönliche Trauerfälle und Schicksalsschläge inspiriert und hatte seine liebe Not mit den standardisierten christlichen Glaubensbekenntnissen. Diese Zweifel lässt Thielemann eher außer Acht – wenn man vom sehr zurückgenommenen Finale absieht. Die Aufführung endete derart verhalten, dass das Publikum ein Weilchen bis zum Applaus brauchte.

Überzeugend war das Solisten-Quartett, vor allem Mezzosopranistin Anita Rachvelishvili und Star-Tenor Jonas Kaufmann harmonierten gut, eindringlich der Bassist Ildar Abdrazakov, Liudmyla Monastyrska schickte schön fließende Soprantöne durch den Raum. Ebenfalls gut der Chor des Bayerischen Rundfunks – einstudiert von Peter Dijkstra.

Wie es scheint, entdeckt Christian Thielemann mehr und mehr seine Liebe zum italienischen Repertoire. 2016 gibt es bei den Salzburger Osterfestspielen unter Thielemanns Dirigat Verdis „Otello“, mit Johan Botha in der Titelpartie. Modedesigner Christian Lacroix wird ihm das Gewand schneidern. Und ganz langsam zieht die Moderne ein. Vermutlich ist es dem neuen Intendanten Peter Ruzicka zu verdanken, dass Hans Werner Henzes komplexe achte Symphonie erklingt (Vladimir Jurowski dirigiert) und Manfred Trojahn ein Auftragswerk komponiert.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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