......Eine großformatige Totenmesse wie jene Verdis wirkt gegen
solch konkretes Schaudern abstrakter, erbaulicher – zumal wenn so
formidable Kollektive wie der Chor des Bayerischen Rundfunks und die
Staatskapelle Dresden am Werk sind. Mit welcher Lockerheit (und ohne
überhastetes Tempo!) im Sanctus die Stimmen der Doppelfuge sich zum
heiteren Gotteslob umrankten, war ebenso vorbildlich wie die
monumental-düstere, aber vom souverän disponierenden Thielemann doch
detailreich aufgefächerte Beschwörung des Jüngsten Gerichts.
Jonas Kaufmanns Befehlstöne
Unter den Solisten agierte Anita
Rachvelishvili mit ihrem substanzreich schimmernden, homogenen
Mezzosopran am eindrucksvollsten. Liudmyla Monastyrska stand ihr
wegen minimal flattriger, nicht mühelos schwebender Pianokantilenen
und magerer Tiefe um Nuancen nach. Im Ausdruck zog sie freilich
durch innere Bewegtheit und noble Phrasierung mit schön
eingebundenen, nie übertriebenen Portamenti fast gleich. Merkwürdig,
dass Jonas Kaufmann gleich in seinen ersten Kyrie-Einsatz so viel
Kraft investiert hat, als wollte er weniger um Erbarmen bitten als
die himmlischen Heerscharen befehligen. Doch hatte er bis zum
Ingemisco zu feinfühlig differenziertem Tenorpathos zurückgefunden.
Gegen diese drei, die etwa im Quid sum miser zum beredt figurierten
Bass des Fagotts ein fein nuanciertes Terzett bildeten, fiel Ildar
Abdrazakov mit eher konventionell dröhnendem Bass etwas ab. Jubel
nach andächtiger Stille.