Ruhr Nachrichten, 19. April 2015
Julia Gaß
 
Operette, Tournee ab 15. April 2015
 
Jonas Kaufmann berauschte als „singender Traum“
DORTMUND Auf der ganzen Welt singt Startenor Jonas Kaufmann, im Konzerthaus Dortmund war er am Freitag zum ersten Mal. Und war nach einem außergewöhnlichen Abend mit Operetten-Hits sichtlich überwältigt vom Publikum. Die Südtribüne der Konzerthäuser lernte er mit den Parkettzuschauern im ausverkauften Haus kennen.

Die schmunzelten nur, als der 45-jährige Münchner (unterwegs im Auftrag eines bayerischen Motorenwerks) als zweite Zugabe "Frag nicht, warum ich gehe" sang. Die dritte Zugabe war eine Überleitung zu Max Raabe, der Mittwoch und Donnerstag kommt, mit der vierten ging's wieder von vorne los: "Freunde, das Leben ist lebenswert!" Und der Saal tobte.

Tolle Akustik

Auch die Akustik im Konzerthaus Dortmund wird Kaufmann in bester Erinnerung behalten. In der Philharmonie Köln gab's zwei Tage zuvor beim Tourauftakt Unmut im Publikum.

Da musste der Tenor auch die Operetten-Hits ins Mikro singen, weil's zu leise war. In Dortmund trug die sehr feine Stimme ohne Verstärkung über das (etwas laute) Münchner Rundfunkorchester unter Jochen Rieder.

Die bunten 20er-Jahre

Aus der Schwarz-Weiß-Welt der "Cavalleria rusticana" bei den Salzburger Festspielen tauchte der fesche Sänger ein ins bunte, pralle Operettenleben, hat aus Zugaben-Hits der 1920er- und 30er-Jahre ein eigenes Programm gemacht. Es war fantastisch.

Mit einer Stimme wie ein Stahlschwert beteuerte Kaufmann "Dein ist mein ganzes Herz". Ein Auftakt nach Maß.

Viele Farben

Baritonal und männlich klang der Tenor da, aber der Münchner kann auch anders. Hat man je das "Grüß mir mein Wien" in so vielen Farben gehört? Mit der Kopfstimme flehend, mit der Bruststimme überzeugend und von einem Charmeur der hohen Töne gesungen? Wohl kaum.

Und schöner kann man "Du bist die Welt für mich" auch nicht singen. Das war ein "Singender Traum", wie die Operette von Tauber heißt.

Für den zweiten Teil mit Film-Chansons war dann die dezente Mikrounterstützung gedacht. Eine Stimme zum Verlieben hörte das Publikum da von einem Tenor, der schnell umschaltete zwischen sanftem Belcanto und kraftvollen Tönen und dazu leise swingte.

Trunken von seiner Stimme schien Kaufmann nach zwei Stunden Valentins-Programm zu sein, in dem er neun Lieder um die Welt geschickt hatte. Das Publikum hatte er da längst berauscht.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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