DORTMUND Auf der ganzen Welt singt Startenor Jonas Kaufmann,
im Konzerthaus Dortmund war er am Freitag zum ersten Mal. Und war
nach einem außergewöhnlichen Abend mit Operetten-Hits sichtlich
überwältigt vom Publikum. Die Südtribüne der Konzerthäuser lernte er
mit den Parkettzuschauern im ausverkauften Haus kennen.
Die schmunzelten nur, als der 45-jährige Münchner (unterwegs im
Auftrag eines bayerischen Motorenwerks) als zweite Zugabe "Frag
nicht, warum ich gehe" sang. Die dritte Zugabe war eine Überleitung
zu Max Raabe, der Mittwoch und Donnerstag kommt, mit der vierten
ging's wieder von vorne los: "Freunde, das Leben ist lebenswert!"
Und der Saal tobte.
Tolle Akustik
Auch die Akustik im Konzerthaus Dortmund wird Kaufmann in bester
Erinnerung behalten. In der Philharmonie Köln gab's zwei Tage zuvor
beim Tourauftakt Unmut im Publikum.
Da musste der Tenor auch
die Operetten-Hits ins Mikro singen, weil's zu leise war. In
Dortmund trug die sehr feine Stimme ohne Verstärkung über das (etwas
laute) Münchner Rundfunkorchester unter Jochen Rieder.
Die bunten 20er-Jahre
Aus der
Schwarz-Weiß-Welt der "Cavalleria rusticana" bei den Salzburger
Festspielen tauchte der fesche Sänger ein ins bunte, pralle
Operettenleben, hat aus Zugaben-Hits der 1920er- und 30er-Jahre ein
eigenes Programm gemacht. Es war fantastisch.
Mit einer
Stimme wie ein Stahlschwert beteuerte Kaufmann "Dein ist mein ganzes
Herz". Ein Auftakt nach Maß.
Viele Farben
Baritonal und männlich klang der Tenor da, aber der Münchner
kann auch anders. Hat man je das "Grüß mir mein Wien" in so vielen
Farben gehört? Mit der Kopfstimme flehend, mit der Bruststimme
überzeugend und von einem Charmeur der hohen Töne gesungen? Wohl
kaum.
Und schöner kann man "Du bist die Welt für mich" auch
nicht singen. Das war ein "Singender Traum", wie die Operette von
Tauber heißt.
Für den zweiten Teil mit Film-Chansons war dann
die dezente Mikrounterstützung gedacht. Eine Stimme zum Verlieben
hörte das Publikum da von einem Tenor, der schnell umschaltete
zwischen sanftem Belcanto und kraftvollen Tönen und dazu leise
swingte.
Trunken von seiner Stimme schien Kaufmann nach zwei
Stunden Valentins-Programm zu sein, in dem er neun Lieder um die
Welt geschickt hatte. Das Publikum hatte er da längst berauscht.