Die Welt, 08. Oktober 2010
Manuel Brug
Ciléa: Adriana Lecouvreur, Berlin, Deutsche Oper, 2. Oktober 2010
Heul doch!       
 

Angela Gheorghiu in "Adriana Lecouvreur" 

"Wheepie" haben sie im Hollywood der Dreißiger jene Filme genannt, in denen vorzugsweise Bette Davis oder Joan Crawford in Designerroben ihren Mann zu stehen und einem schweren Schicksal zu trotzen hatten. Auf dass am Ende ganz viele, vor Rührung weinende Frauen aus dem Kino taumelten.

Als Vorboten für eine ab November in London gezeigte, dann nach Wien und sicherlich weiter reisende Neuproduktion, machten die Tragödin Adriana und ihr Galan Moritz von Sachen jetzt konzertant an der Deutschen Oper Berlin Station. Angela Gheorghiu und Jonas Kaufmann sangen. Die Stars konnten die Rollen unter Live-Bedingungen testen, die Deutsche Oper hatte eine Premiere mehr und das Publikum durfte zu den Ergüssen dieses Vokaltraumpaars kontrolliert ausrasten: eine Win-Win-Situation für alle. Bitte mehr davon!

Vor allem gewonnen haben der Komponist Cilea, dessen kluger Unterhaltungsanspruch eingelöst wurde, das Orchester der Deutschen Oper, das unter Marco Armiliato einen seidenweichen Klangteppich ausrollte und das Hausensemble: allen voran der legatofeine Markus Brück als verschmähter wie verzeihender Liebhaber Michonnet und die altorgelnde, mezzoflammende Anna Smirnova als intrigante Fürstin von Bouillon.

Doch auch die glamourösen Protagonisten machten - nach etwas verhalten flachem Beginn - ihre Sache großartig. Die zweimal Kleid, Schmuck und Frisur wechselnde Gheorghiu war das Innbild einer eitel emotionalen Primadonna, nach der dieses Stück unbedingt verlangt. Und Kaufmann ließ es dunkel leuchten und klar glitzern. Schöner wurde in Berlin lange nicht operngeschluchzt.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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