|
|
|
|
|
Klassik begeistert, 1. Januar 2024 |
von Peter Sommeregger |
|
Wagnerkonzert, Berlin Philharmonie, 29.12, 30.12. und 31.12.2023
|
SILVESTERKONZERT – WAGNERWUCHT
|
|
Kirill Petrenko lässt das Jahr 2023 mit einer furiosen Wagner-Wucht
ausklingen – JONAS KAUFMANN überzeugt uneingeschränkt
Jonas
Kaufmann gelingt ein überzeugendes Porträt des gehetzten Wälsungen, der dann
in dem Ohrwurm der „Winterstürme“ zu lyrischem Wohlklang findet. Seine
athletisch gestemmten Wälse-Rufe sind von rekordverdächtiger Länge, das
abschließende „Wälsungenblut“ ist leidenschaftlich durchglüht. Danach weiß
man wieder, warum der Tenor so berühmt ist. Auffällig seine vorbildliche
Textverständlichkeit.
Für das traditionelle Silvesterkonzert wählte
Kirill Petrenko dieses Jahr ein reines Wagner-Programm. Wichtigster
Programmpunkt war eine komplette Aufführung des 1. Aktes der Oper „Die
Walküre“. Dieses intime Kammerspiel mit drei Personen wird immer wieder
konzertant aufgeführt, seine Geschlossenheit und dramatische Dichte
begeistern immer wieder neu.
An den Beginn setzte Petrenko Vorspiel
und Venusberg-Bacchanal aus der Oper „Tannhäuser“. Dirigiert er das Vorspiel
noch streng und getragen, so verführt er im Bacchanal sein Orchester zu
flirrender, sinnlicher Laszivität. Man meint die lieblichen Düfte des
Venusberges im Saal der Philharmonie förmlich zu spüren.
Die
musikalische Sprache der Walküre ist eine gänzlich unterschiedliche.
Petrenko überrascht hier mit einem filigranen Ansatz, bei dem kein noch so
kleines Detail der Partitur zu kurz kommt. Den Sängern breitet er das
Orchester förmlich zu deren Füßen, jede Phrase wird ausmusiziert, die
Solisten können sich sicher und getragen fühlen, wie in Abrahams Schoß.
Auf solche Art vom Dirigenten verwöhnt, können die drei Sänger gar nicht
anders, als Spitzenleistungen abzurufen. Jonas Kaufmann, der stets die Last
seiner Popularität mit auf die Bühne tragen muss, überzeugt an diesem Abend
uneingeschränkt. Es gelingt ihm ein überzeugendes Porträt des gehetzten
Wälsungen, der dann in dem Ohrwurm der „Winterstürme“ zu lyrischem Wohlklang
findet. Seine athletisch gestemmten Wälse-Rufe sind von rekordverdächtiger
Länge, das abschließende „Wälsungenblut“ ist leidenschaftlich durchglüht.
Danach weiß man wieder, warum der Tenor so berühmt ist. Auffällig die
vorbildliche Textverständlichkeit, die sich an diesem Abend alle drei
Solisten zu eigen machen.
Als Hunding wird der Bass Georg Zeppenfeld
seiner Aufgabe als Störenfried beim tȇte à tȇte Siegmunds und Sieglindes
glänzend gerecht. Auch er artikuliert mehr als deutlich und lässt durchaus
die Gefährlichkeit seines Parts trotz der wohlklingenden Stimme spüren.
Vida Miknevičiūtė als Sieglinde verfügt über einen leuchtenden, sicher
artikulierenden Sopran, es gelingt ihr durchaus die dramatischen
Steigerungen ihrer Rolle hörbar zu machen. Ein kleines Manko stellt das sehr
starke Vibrato ihrer Stimme dar, das zwar stets kontrolliert ist, aber doch
ein wenig störend wirkt. Großer Jubel am Ende für die Sänger, Petrenko und
das Orchester.
Als überraschende Zugabe zaubert Kirill Petrenko noch
das festliche Vorspiel zum dritten Akt der Oper „Lohengrin“ aus dem Hut, die
schmetternden Fanfaren schlagen den passenden Bogen zum anstehenden
Jahreswechsel. Man wünscht sich und dem Orchester auch im Jahr 2024 wieder
viele musikalische Höhepunkte wie diesen.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|