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Wiener Zeitung, vom 15.01.2023 |
Christoph Irrgeher |
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Verdi: Aida, Wiener Staatsoper ab 14. Januar 2023
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Goldstimmen in steinernen Kulissen |
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Staatsoper: All-Star-"Aida" mit Anna Netrebko, Elina Garanča und
Jonas Kaufmann.
Stell dir vor, es ist Repertoire-Abend, und
alle Opernstars sind da: Ioan Holender hat für sein letztes Direktorenjahr
eine illustre Wiederaufnahme der alten "Carmen"-Produktion geplant, unter
anderem mit Anna Netrebko, Elina Garanča und Dirigent Mariss Jansons. Doch
Künstlerpech: Eine Serie von Absagen reduzierte den Glamour damals
beträchtlich.
13 Jahre später kann Nachfolgedirektor Bogdan Roščić
einen ähnlichen Coup ohne Abstriche umsetzen: Er hat die Wiederaufnahme der
dienstalten "Aida" (1984) mit Netrebko, Garanča und Jonas Kaufmann veredelt.
Durchaus anzunehmen, dass diese "Aida" eine Stange Gagengeld gekostet hat.
Aber der Ruhm eines Hauses lebt nicht zuletzt von seinem Besetzungsglamour -
und diese Star-Ballung sucht weltweit ihresgleichen.
Nicht so berühmt
die Schauwerte der Inszenierung: Nicolas Joels "Aida" sieht so altvatrisch
aus, als wäre sie mindestens halb so alt wie die echten Pyramiden; die Bühne
protzt mit klotzigen Tempeln und irritierenden Kostümen. Wo steckt Elina
Garanča im zweiten Akt? Unter einem funkelnden Textil, das dem Auge einen
Altar vorgaukelt.
Hut ab freilich vor Garanča: Ihre Amneris ist nicht
nur ein Klangereignis der purpurnen Säuseltöne, der lodernden Dramatik und
vulkanischen Ausbrüche; sie beweist auch Spielfreude in einem diesbezüglich
lahmen Umfeld. Jonas Kaufmann bestreitet etwa eine Art Kostümkonzert, glänzt
dafür mit heldischen Wuchtnoten und seinem sinnlichen Süßholz-Piano. Und
Netrebko? Nimmt es mit der Intonation nicht ganz genau, beschert dem Ohr
aber mit ihrer Sopran-Grandezza, den spannungsprallen Kantilenen und
kostbaren Pianissimi das Nonplusultra tragischen Operngesangs. Des Luxus
nicht genug, brilliert Luca Salsi als kerniger Amonasro. Neben dem homogenen
Chor steuern zudem Alexander Vinogradov (Ramfis) und Ilja Kazakov (als
schillernder König auf der Sänfte anzusehen wie eine Art goldener Majestix)
schneidige Töne bei. Sängerfreundlich das Dirigat von Nicola Luisotti, wenn
auch mitunter medioker. An einem umjubelten Abend der Superlative war das
freilich verschmerzbar.
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