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Kronen Zeitung, 15.01.2023 |
Dr. Karl-Heinz Roschitz |
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Verdi: Aida, Wiener Staatsoper ab 14. Januar 2023
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Premiere in der Staatsoper: Triumph des Traumtrios |
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Premiere in der Wiener Staatsoper: Mit einer an Glanz nicht überbietbaren
Luxusbesetzung begeisterte Giuseppe Verdis „Aida“. Ovationen für die beiden
Operndiven Anna Netrebko und Elīna Garanča sowie Jonas Kaufmann und Luca
Salsi.
Selten erlebt man in Verdi-Aufführungen solche Harmonie und
Balance in der Besetzung, solch erlesene Stimmenkultur und vor allem so
packende dramatische Momente: Mit Jubel, Bravogeschrei und Ovationen feierte
das Wiener Staatsopernpublikum diese „Aida“, eigentlich einen
Repertoireabend, für die Staatsoperndirektor Bogdan Roščić ein Traumtrio der
Weltstars aufgeboten hat: Zwei Superdiven, die Sopranistin Anna Netrebko und
der Mezzo Elīna Garanča, ringen da mit unglaublicher Kraft, Energie,
Leidenschaft und aller Schönheit ihrer Stimmen in den Ring, um um ihren
Geliebten, den Feldherrn Radames.
Anna Netrebko wird mit der Partie
der Aida sozusagen eins. Faszinierend wie sie mit klar leuchtendem Sopran
Gefühle modelliert, wie ihre Höhe strahlt und die Stimme in der Tiefe wie
aufregende Sinnlichkeit klingt. Kraftvoll schmettert sie ihr „Ritorna
vincitor“, wunderbar zart ihr „Numi pietà“, prachtvoll die Nil-Arie.
Unwillkürlich erinnere ich mich, wie sie ihr Singen beschreibt: „Ich
konzentriere mich ganz auf die Gefühle, die ich ausdrücken möchte. Ich
leide, ich schwitze, ich huste, ich sterbe. Singen ist wie Orgasmus“.
Man spürte an diesem Abend, wie Anna und die fabelhafte Elīna Garanča,
die als Königstochter Amneris ihr Rollendebüt feierte, einander zu
übertrumpfen versuchen. Garanča gibt sich diesmal keinen Moment als kühle
Schöne, hier fasziniert sie mit nobler Stimmkultur, aber auch packender
Intensität. Atemberaubend steigert sie sich in der „Traditor“-Szene, wenn
Radames verurteilt wird.
Jonas Kaufmann sang die beiden ersten Akte
ein bisschen auf Sparflamme - immerhin „Celeste Aida“ wirklich im Piano -,
beeindruckte aber im Nil-Akt und im höchst delikat gesungenen Finale „In
questa tomba“ mit Aida im Grab. Perfekt Luca Salsi als kraftstrotzender
Amonasro, Ilja Kazakov als König, Alexander Vinogradow als solider Ramfis.
Nicola Luisotti am Pult des hervorragenden studierten
Staatsopernorchesters erwies sich als Routinier, Recht gemächlich sind seine
Tempi. Nicolas Joëls Inszenierung von 1984 ist wohl nur noch in solcher
Besetzung zu ertragen.
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