Die Presse, 01.10.2020
VON THERESA STEININGER
 
Liederabend, Wiener Staatsoper, 29. September 2020
Jonas Kaufmann singt was er liebt
 
Den bunten Mix beim Liederabend in der Staatsoper gibt es auch auf CD.
 
Man solle das Coronavirus „ruhig auch einmal loben": Mit diesen wunderlichen Worten begann Jonas Kaufmann sein Solistenkonzert in der Wiener Staatsoper. Habe doch der Lockdown dazu geführt, dass das Programm, das er am Dienstag Abend mit Helmut Deutsch am Klavier präsentierte, zusammengestellt und auf CD aufgenommen wurde. Es beinhaltet Lieder, die beiden Künstlern besonders am Herzen liegen. Sie folgen nicht einer dramaturgischen Linie, sondern wurden nach Gutdünken kombiniert. In anderen Zeiten hätte er sich diese Buntheit nicht erlaubt, gab Kaufmann zu. Schwungvoll startete er - am Klavier kongenial begleitet von Deutsch - mit Schuberts „Der Musensohn". Ewas kehlig gerieten Beethovens „Zärtliche Liebe" und „Adelaide", mit umso mehr Leichtigkeit präsentierte Kaufmann Silchers „Ännchen von Tharau" und Mozarts „Das Veilchen". Besonders schöne Bögen gelangen ihm - bei durchgehend außergewöhnlicher Wortdeutlichkeit - bei Griegs „Ich liebe dich".

Bei Zemlinskys „Selige Stunde", die der neuen CD ihren Namen gibt, spielte er die ganze Pracht seiner Stimme aus, sich nach manchen Tiefs zuletzt erholt hat. Nach der Pause wusste Kaufmann aus Kleinoden Großes zu machen, ob aus der munteren „Forelle", Brahms „Wiegenlied" oder Chopins „In mir klingt ein Lied", das er ganz zärtlich darbot. Bei Schumanns „Mondnacht" spannte er die gesanglichen Flügel weit aus, wie auch bei Strauss' „Allerseelen".

Die im Hauptprogramm spürbare Anspannung legte sich bei den sechs Zugaben - hier spielte der Sänger auch mit Augenzwinkern und schelmischem Blick.






 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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