|
|
|
|
|
der Standard, 13.Februar 2018 |
Ljubiša Tošić |
|
Wolf: Italienisches Liederbuch, Musikverein, Wien, 12.Februar 2018
|
Aus dem Liederbuch der Zweisamkeit |
|
Tenor Jonas Kaufmann, Sopranistin Diana Damrau und Pianist Helmut
Deutsch im Musikverein |
|
Es sind zwei, die einander Deutliches zu sagen haben: "Das Ständchen eines
Esels zög’ ich vor", wirft sie ihm nur bedingt freundlich hin, während er
sich um Mitleid müht: "Die Schwelle deiner Tür, das war mein Kissen ..."
Später folgt seinen Worten noch Grausameres seitens der Dame ("Ich bin
verliebt, doch eben nicht in dich"), wobei sie selbst hernach etwas
Enttäuschung offenlegt: "Verschling’ der Abgrund meines Liebsten Hütte."
Es geht dabei im Wiener Musikverein – auch theatralisch – hin und her
zwischen der deutschen Sopranistin Diana Damrau und ihrem Kollegen Jonas
Kaufmann. Sie sind mit Hugo Wolfs spätem Italienischen Liederbuch auf
Tournee und erwecken diese Szenen der Zweisamkeit nicht nur unter
Ausschöpfung ihrer vokalen Möglichkeiten.
Das Paar würzt die
Liederfolge, welche auf Paul Heyses Übertragungen südlicher Volkspoetik
basiert, auch mit emotional diskreter szenischer Gestik. Mit Fortdauer des
Abends tendiert die Atmosphäre (durch die subjektiv gewählte Reihenfolge)
dann eher in Richtung Entschleunigung, die durchdrungen ist vom Gefühl der
Endlichkeit.
Jonas Kaufmann, der nach wie vor sein besonderes Timbre
effektvoll (ohne Effekthascherei) zum Einsatz bringt (und dies
wortdeutlich), bleibt auch im Sanften bei sich: "Sterb’ ich, so hüllt die
Blumen ..." wird zum Höhepunkt seiner lyrisch strömenden Melancholie. Durch
Zurücknahme erreicht er intimsten Ausdruck. Damrau, erprobt als Virtuosin
der Koloraturkunst, ist mit ihrem hellen, diesseitig-quirligen Timbre beim
Heiteren, mitunter auch Parodistischen, ideal aufgehoben. Auch sie vermag
jedoch an elegischer Stelle, Vibrato zurückzunehmen, um besondere Klarheit
zu erzielen ("Wir haben beide lange Zeit geschwiegen ...").
Klangvolles Klavier
Die Reise durch das Liederbuch der Zweisamkeit
mit seinem aus der Deklamatorik aufsteigenden kostbaren Melos, breitet sich
auch durch das Klavier detailvoll aus – dank Pianist Helmut Deutsch. Seine
Mitkommunikation hat pointierten Charakter, kommentierendes Leben und
entwirft in finalen Momenten atmosphärische Räume, die zu kostbaren
Klangerzählungen werden. (Ljubiša Tošić, 13.2.2018)
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|