Puccini: Tosca, Hamburger Staatsoper, 17. April 2018
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Harteros und Kaufmann: Zwei Sahnehäubchen auf einer Bühne |
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Die Bühne karg, die Stimm-Sterne leuchten: Das "Tosca"-Finale der
Italienischen Opernwochen mit Anja Harteros und Jonas Kaufmann.
Hamburg. Vor zwei Jahren eröffnete die Münchner Staatsoper ihre
alljährlichen Festspiele mit einer fingerdick vergoldeten All-Star-"Tosca":
Anja Harteros in der Titelrolle, Jonas Kaufmann als Cavaradossi, Bryn
Terfel als Scarpia, der damalige Generalmusikdirektor Kirill Petrenko
dirigierte. Prächtiger kann man das momentan kaum haben. Die ersten
Italienischen Opernwochen – gut 38.000 Besucher, 90,4 Prozent Auslastung und
im nächsten Jahr wieder – in der Hamburgischen Staatsoper? Die endeten jetzt
mit Harteros und Kaufmann, zwei Publikumsmagneten weniger also.
So
viel dazu, wer in der Opernhaus-Oberliga wen wann bekommt und was wie
bietet, wenn es mal so richtig festspielhaft sein soll. Denn hier hätte es,
bei aller Freude über den einmaligen Zwei-Sahnehäubchen-Besuch an den
Dammtorstraße, durchaus noch besser gehen können.
Tosca: Intrige,
Hass und Lügen vom Feinsten Andererseits: "Tosca", hach, "Tosca"; Oper as
Oper can; Liebe, Drama, Intrige, Hass, Lügen, Leiden, Sterben vom Feinsten,
mit Klößen im Hals an den herausragenden Stellen. Robert Carsens
Inszenierung hat in ihren 18 Repertoire-Klassiker-Jahren nichts von ihrem
Wesenskern als Laubsägearbeit verloren: Rampe für die Musik und die Stimmen
zu sein. Da die Bühne derart karg ist, sollen doch bitte dort die
Stimm-Sterne leuchten, von denen Cavaradossi singt, bevor ihn die
Erschießungskommando-Kugeln niedermähen und Tosca sich von der Engelsburg
ins Jenseits hinterherstürzt.
Eine Ausnahmesängerin wie Anja Harteros
spürte auch beim Kurzgastieren natürlich, wo in diesem Wenig ihre
Schlüsselszene ist: "Vissi d'arte" im 2. Akt. Die Handlungszeit stand still,
im Kegel des Scheinwerferlichts stand die Verkörperung von Kunst und Liebe
und erzählte und beichtete, dass sie nicht anders könne, als so, hier, jetzt
Tosca zu sein. Harteros sang jede ihrer Noten nicht nur, sie liebkoste sie,
ummantelte sie mit funkelnder Leidenschaft, konnte sich kaum von ihnen
trennen. Und musste es doch. Hinreißender, großartiger kann man das kaum
haben.
Jonas Kaumann: charakterstarke Schale Und sonst so? Jonas
Kaufmann, gerade noch als konzertanter "Tristan" neben Andris Nelsons in
der Carnegie Hall, war vor allem: Jonas Kaufmann. Was heißen soll:
charakterstarke Schale, zartmetallischer, effektvoll den Heldentenor
abdunkelnder Kern. Die "Vittoria"-Rufe, als es mit Scarpia bergab zu gehen
schien, waren fast schon furchterregend. Kaufmann sang auf sehr hohem Niveau
feinst und routiniert, das letzte bisschen Herzblut behielt er aber für
sich, auch und sogar in seinem leicht verhaltenen Bravour-Auftritt mit "E
lucevan le stelle".
Franco Vassallos Scarpia? Solide, frontal,
konditionssicher. Alles keine justiziablen Nachteile, aber auch keine
Argumente, um ihn als hinreißende Hassfigur ins Herz zu schließen. Und das
Dirigat von Pier Giorgio Morandi war gerade mal Puccini von der Stange, eher
rustikal statt elegant, eher grobkörnig statt hochglanzpoliert. Die
Festspiel-Laune des Publikums trübte das nicht, der Ausnahme-Abend endet mit
ausnehmend guter Laune.
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