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Die Presse, 09.05.2017 |
von Wilhelm Sinkovicz |
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Puccini: Tosca, Wiener Staatsoper, 8. Mai 2017
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Verdoppelter Sternenglanz |
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Martina Serafin schlug sich an der Seite von Jonas Kaufmann in der
Staatsopern-"Tosca" glänzend - und der Tenor wiederholte diesmal "e lucevan
le stelle". |
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Die Rechnung ist aufgegangen: Martina Serafin sprang für die erkrankte
Angela Gheorghiu als Tosca ein - und die Verehrer von Jonas Kaufmann
witterten ihre Chance. Es ist zu einer Art Melomanen-Spiel geworden: Nach
mehr als vier Minuten Applaus und heftigen "Bis"-Rufen wiederholte der Tenor
die "Sternenarie" im dritten Akt - und wagte beim Dacapo sogar noch
behutsamer gehauchte Piani als beim ersten Mal. Martina Serafin
demonstrierte in der zweiten "Tosca"- Vorstellung der laufenden Serie (eine
dritte ist für 11. Mai avisiert) ihren Rang als österreichische Diva von
internationalem Format: Der Sopran ist trotz imposanter, heldischer Größe
durchaus fähig, im entscheidenden Moment auch Puccinis Ansprüche an
subtilere Phrasierungskünste zu befriedigen. Die kräftigen Attacken während
der Auseinandersetzungen mit dem grandios bösartigen Polizeichef Scarpia von
Marco Vratogna absolviert Serafin mit Bravour, wenn auch zuweilen in
schneidender Schärfe. Vor allem aber gelingt ihr darstellerisch ein klug
durchdachtes, perfekt mit der Musik harmonisiertes Porträt der großen Diva,
die angesichts menschlicher Perfidie und Grausamkeit zur Mörderin wird.
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