Die Presse, 01.03.2015
Von Josef Schmitt
 
Verdi: Aida, Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Rom, 27. Februar 2015
"Aida" in Rom: Konzertereignis bald auf CD
 
Live-CD-Produktion im Auditorium im Parco della musica in Rom (Anmerkung: die CD wurde bereits vorher unter Studio-Bedingungen produziert): Das deutsche Operntraumpaar Anja Harteros und Jonas Kaufmann schlüpfte in die Rollen von Aida und Radames, der diesmal weniger zum strahlenden Helden wurde, sondern beinah durchwegs mit lyrischen Qualitäten bezauberte. Wie oft schreibt doch Verdi seinem Feldherrn vor, piano und pianissimo zu singen. Und wie oft werden diese Angaben missachtet.

Kaufmann freilich setzt sogar das berüchtigte hohe B am Ende der Romanze in Mezza voce an, um es ins äußerste Pianissimo zurückzunehmen. Auch Anja Harteros – sie feierte ebenfalls ihr Rollendebüt – punktete hauptsächlich mit konkurrenzlos schönen Pianophrasen. In den höheren dramatischen Lagen wirkte ihre Stimmführung allerdings etwas unruhig, was zu Unmutsäußerungen führte.

Ganz anders Ekaterina Sementschuk, die als stimmgewaltige Amneris Erinnerungen an Fiorenza Cossotto und Jelena Obraszowa wach werden ließ. Verdient erntete der vokale Sturm, den sie entfesselte, ebenso stürmische Begeisterung.

Für die Inszenierung sorgt die Polizei

Ludovic Tézier – eher Marquis Posa in Theben als wütender Amonasro – konnte, obwohl von Antonio Pappano sehr behutsam begleitet, im Triumphakt mit dem dynamischen Übermaß nicht ganz mithalten, gab aber im Nil-Akt einen eher traurigen als herrischen Vater, was dank der ebenfalls lyrisch gestaltenden Anja Harteros dem Duett eine völlig neue emotionale Note verlieh.

Erwin Schrott rundete als Ramfis das Luxusensemble ab, wobei er mehr mit seiner Höhensicherheit als mit Basstiefe zu reüssieren versuchte. Vielleicht wollte Schrott seine durchaus merkbaren vokalen Probleme durch schon fast übertriebene Darstellungsversuche wettmachen, was vom Publikum nicht durchwegs goutiert wurde. Antonio Pappano und dem Orchester der Accademia Santa Cecilia gelang an diesem Abend souverän die Gratwanderung zwischen einer subtilen Begleitung des zum Großteil lyrischen Sängerensembles und den exponierten orchestralen Höhepunkten. Das Ergebnis war eine orchestral berauschende Aida, nuancenreich und spannend von der ersten bis zur letzten Note.

Zusätzliche Dynamik erhielt der Triumphakt durch die von Pappano im Auditorium an verschiedenen Plätzen postierte Blechbläsergruppe der Polizia di Stato – in ihren Galauniformen. So viel Inszenierung darf in Italien auch bei einer konzertanten Aufführung sein!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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