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Saarbrücker Zeitung, 13.05.2014 |
Helmut Fackler |
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Konzerte mit dem Kammerorchester Wien-Berlin: Mahler, "Lieder eines fahrenden Gesellen", Philharmonie, Luxemburg, 11. Mai 2014 |
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Jonas Kaufmann in Luxemburg: Eine Stimme, die ans Herz geht
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Von 1994 bis 1996 sang Jonas Kaufmann am Saarländischen Staatstheater. Heute
ist der 44-Jährige ein internationaler Startenor. Am Sonntag war er mit dem
Kammerorchester Wien-Berlin in Luxemburg zu Gast.
Die Opernkarriere
von Jonas Kaufmann hat in Saarbrücken begonnen. Längst ist der Star-Tenor
kein „Geselle“ mehr, auch wenn er mit Gustav Mahlers „Lieder eines fahrenden
Gesellen“ seit Anfang Mai von Wien bis Versailles, von München bis
abschließend heute nach Athen tourt. Das Kammerorchester Wien-Berlin aus
Mitgliedern der jeweiligen Philharmoniker unter Führung des Konzertmeisters
Rainer Honeck gibt ihm dazu den instrumentalen Rahmen. Mahlers Frühwerk auf
selbst verfasste, der Volksdichtung nahe Texte, erzählen von Abschied, Leid,
enttäuschter Liebe. Übertriebene Gefühligkeit vermied Kaufmann, wenn auch im
Piano mit etwas angestrengter Stimmkontrolle und selten aufblitzendem Glanz
seines Tenor, der sich erst im Forte entfaltete.
Doch er verstand es,
eine schlichte, dichte Atmosphäre und atemlose Spannung im wohl gefüllten
Auditorium der Luxemburger Philharmonie zu schaffen. Dazu trug das
Kammerorchester Wesentliches bei, mit feinsinniger Klanggestaltung, aparten
Soli und aufmerksamer Agogik. Schon die einstimmende 10. Streicher-Sinfonie
in h-moll vom Knaben Felix Mendelssohn verbreitete wohlige, samtige
Stimmung, die sich mit heiter gelöstem Konversationston im Sextett aus
„Capriccio“ von Richard Strauss nach der Pause fortsetzte.
Arnold
Schönbergs „Verklärte Nacht“ in der Fassung für Streichorchester zeigte die
17 Philharmoniker noch einmal in Hochform. Expressiver Überschwang,
ambivalente Harmonik, irisierende Akkordschichtungen und kontrapunktische
Motivgeflechte stellen höchste Anforderungen an Intonation und
Zusammenspiel. Sie wurden weitgehend in Perfektion erfüllt.
Nachdem
Kaufmann mit „Träume“ aus Wagners „Wesendonck-Lieder“ bereits eine Zugabe
gewährt hatte, ließ er dem begeisterten Schlussbeifall zwei weitere von
Strauss folgen: „Morgen“ und „Zueignung“. Das ging herrlich zu Herzen.
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