OVB, 8.5.2014
Gabriele Luster
 
Konzerte mit dem Kammerorchester Wien-Berlin: Mahler, "Lieder eines fahrenden Gesellen", Philharmonie am Gasteig, München, 6. Mai 2014
 
Gezügelter Lokalmatador
 
 
Beinahe wäre es ein Herrenabend geblieben, doch schlich sich noch eine Harfenistin aufs Podium der Philharmonie, wohin Star-Tenor Jonas Kaufmann zum „Heimspiel“ geladen hatte. Im ausverkauften Gasteig spendierte er den Fans kein Schmankerl-Programm, sondern Orchester-Lieder von Mahler, Wagner und Strauss.

Als dafür notwendiges Ensemble trat das Kammerorchester Wien-Berlin an, dem Kaufmann den Vortritt ließ. Diese, von Rainer Honeck geleitete Edel-Formation entstand nach einem Konzert der Wiener und Berliner Philharmoniker zu Simon Rattles 50. Geburtstag und garantiert bestes Niveau. So musizierten die punktuell (Holz, Klavier) unterstützten Streicher die 10. Symphonie von Mendelssohn seidenfein und in höchster Homogenität. Auch bei Strauss’ „Capriccio“-Sextett und bei Dvořáks Serenade E-Dur punkteten die gemischten Philharmoniker mit weichem, warmem Klang und Akkuratesse. Das makellose Spiel faszinierte zuweilen mehr als die Musik selbst. Zu schön? Vielleicht.

In vom Orchester dezent ausgeleuchteten Mezzoforte und Piano-Regionen tummelte sich an diesem Abend der gefeierte Münchner Opernheld. Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“ ging er extrem verhalten und langsam an. Im direkteren Zugang bei „Ging heut’ morgen übers Feld“ gewann Kaufmann mehr Natürlichkeit, entwickelte auch in der gesteigerten Dramatik des „Ich hab’ ein glühend Messer“ kurz eine freiere, im Forte leuchtendere Färbung der Stimme. Zu verhangen klang sie im künstlich hergestellt wirkenden, arg gutturalen Piano. Wagners „Träume“ schleppten sich introvertiert daher, und auch der „Morgen“ von Richard Strauss blieb verschattet. Erst in der „Zueignung“-Zugabe ließ Kaufmann seinen Tenor etwas vom Zügel. Dennoch großer Applaus.













 
 
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