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der Standard, 15. Dezember 2014 |
Stefan Ender |
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Liederabend, Konzerthaus Wien, 13. Dezember 2014 |
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Samstag mit Strauss
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[Wiener Philharmoniker mit Nelsons,] Jonas Kaufmann |
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Er ist der wirkungssichere Showman, der raffinierte Zauberkünstler, der
kraftvoll Überwältigende der ins Gigantomanische sich aufblähenden
musikalischen Spätromantik. Er tänzelt, taumelt, torkelt in seinen Werken
durch den harmonischen Garten und macht so sein Publikum trunken. Keine
Frage: Richard Strauss geht immer, nicht nur zum Ende seines Jubeljahres.
[...] Edward Elgars Romanze für Fagott und Orchester op. 62 bot
vergessliche Harmlosigkeit.
Alles andere als harmlos ist Jonas
Kaufmann. Der Münchner liebt sich seit Jahren intensiv durch die großen
dramatischen Tenorpartien - singt aber auch gut und gerne Lied. In Kaufmanns
Person mischt sich die Marke lockiger Latin Lover mit charakterlichen
Positiva wie denen einer offenen Frohnatur; in seinem Gesang befriedigt sein
dunkel-timbrierter, kerniger Tenor im Forte Heldensehnsüchte, kann aber
auch, mit etwas stumpfer Mischstimme oder im engelsfeinen Falsett, ganz
leise und superzart sein, Pardon: singen. Was will frau/man mehr? Nichts,
außer vielleicht ein paar Zugaben zum gesanglich geschilderten Leid- und
Liebesspiel. Evergreens als Zugabe
Der 45-Jährige und sein
getreuer Kompagnon am großen Schwarzen, Helmut Deutsch, entsprachen den
Wünschen des begeisterten Publikums und gaben nach Schumanns Kerner-Liedern,
Richard Strauss' Opus 10 und anderem zwei Evergreens des Jubilars (Morgen;
Cäcilie) und einen von Schumann (Mondnacht) zu. Kaufmann falsettierte hier,
wie es kein Zweiter vermag. Im Saale spannte die eine oder andere Seele ihre
Flügel aus und flog beglückt heim.
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