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TABULARASA, 05. Juli '13
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von Hans Gärtner |
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Verdi: Il trovatore, Bayerische Staatsoper, 27. Juni 2013 |
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Albtraum-Qualen mit Traum-Quartett
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Fulminante Verdi-Sänger in München: Opernfestspiel-Eröffnung mit „Il trovatore“ |
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„Dreh dich, dreh dich, Bühnchen!“, „Opernpremiere im Verdi-Rausch“ oder „Das
reinste Hohes-C-Vergnügen“ – alle diese Überschriften würden passen. Träfen,
jede auf ihre Weise, den Kern des Berichtes über die funkelnde, aber
dunkelnde Eröffnungspremiere der diesjährigen Münchner Opernfestspiele mit
Giuseppe Verdis „Il trovatore“. Am Pult: ein Verdi-Kenner, ein
Verdi-Anbeter, ein Verdi-Routinier aus Mailand, der in München nicht mehr
unbekannte Paolo Carignani. Er nahm sich ungewöhnlich viel Zeit für die
Arbeit mit dem groß aufdrehenden, aber auch manche versteckte
Partitur-Finesse des Liebes- und Bruder(kriegs)-Dramas aus dem spanischen
Mittelalter entdeckende Bayerische Staatsorchester und führte es souverän,
wenn auch da und dort zu robust mit sänger-unfreundlicher Vehemenz. Ihm
galten keine eklatanten Missfallensäußerungen der Premierengäste, wohl aber
dem zweiten „Leiter“ dieses mit hoher Erwartungsspannung erlebten Abends,
den aus Frankreich herbeigeholten Regisseur Olivier Py mit seinem Ausstatter
Pierre-André Weitz. Sich der komplexen, ausschließlich in die Vergangenheit
weisenden, dramaturgisch also mühsam sich schleppenden, wenig transparenten
Handlung bewusst, verstrickte sich Py in ein psychologisches
Schau(er)-Szenarium. Es herrschte Dunkelheit. Lichtlos – wie die zur Blinden
mutierten Leonora – der sich ständig grundlos bewegende, rotierende,
aktionistisch aufgeladene optische Rahmen, horrordynamisch ohne
ersichtlichen Grund schwarzgefärbt. Das ist vier Teile hindurch schwer
erträglich, zumal es Widerwärtiges in Form von Blut und nacktem Fleisch zu
verdauen gilt – und wenig dazu beiträgt, die von Rache, verbotener
Doppel-Liebe, Verrat und Mord nur so strotzende Oper verständlich zu machen.
Da lobt man sich halt – angesichts derartiger Albtraum-Qualen – die
Stimmen, die hier zu einem Quartett (den fünften braven Mann, Kwangschul
Youn als Ferrando nicht zu vergessen!) erster Güte verschmelzen. Das in
seinen Rollen debütierende Traumpaar Anja Harteros (Leonora) und Jonas
Kaufmann (Manrico), seit dem Nationaltheater-„Lohengrin“ von 20.. )
hochgehandelt und hochgejubelt, lässt mit ergreifenden Arien und Duetten
allen szenischen Firlefanz vergessen. Die Harteros ist in dieser – von ihr
zwingend weich und berückend im Legato bewältigten Partie – wohl
konkurrenzlos weltweit. Kaufmanns grandios-virile Bühnenerscheinung, seine
draufgängerische Art und tenoral herrlich abgedunkelte Überzeugungskraft
geben dem Manrico Profil und Kontur. Von den beiden russischen Solisten sang
sich die Azucena der auf „butterweich“ eingestellten, nie heroinenhaft
dampfenden Elena Manistina in die Herzen selbst eingefleischt-kritischer
Verdianer, während ihr Landsmann Alexey Markov zwar mit Wohlklang, nicht
aber mit ausgereiftem Spiel aufwartete.
Dem Sängerstarkult zu
verfallen droht das Münchner Publikum anhörlich solcher Supersterne des
vokalen Ausdrucks. Wie halt seit Jahren, steht das Musik-Team mit Note 1 dem
Regie-Team mit Note3 samt Abwärtstendenz diametral gegenüber. Die
Entwicklung im Musiktheatermetier ist eher befremdlich als beflügelnd. Doch
sind die satten, erhebenden, durchtragenden Melodien vor allem des
Jahresregenten Giuseppe Verdi nicht totzukriegen. Die seit Monaten
ausverkauften MünchnerFestspiel-„Troubadour“-Vorstellungen werden gottlob im
November fortgeführt. Kaufmann und Manistina sind dann leider der Rest der
Premierenbesetzung.
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